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Presents Balihu 1993 – 2008

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Als Daniel Wang New York erreichte, war die Spiegelkugel der Paradise Garage bereits verhüllt. Seinem Hunger auf Disco-Musik tat das keinem Abbruch. Beseelt von Wissbegier, Forschergeist und vor allem anderen der eigenen Fantasie arbeitete Wang die Vergangenheit New Yorks – Prä-Internet nur mündlich überliefert – peu à peu auf, sammelte Platten und Geschichten. All das und der steigende Drang, diese Musik selbst zu kreieren, mündeten in Balihu Records. In einer Zeit, in der New York hauptsächlich durch die Dampfmaschine Strictly Rhythm angetrieben wurde, Masters At Work für horrende Summen Popstars remixten und ohne Atempause an die Zukunft gedacht wurde, wirkte Daniel Wang wie ein echter Paradiesvogel. „Look Ma No Drum Machine“ brodelte als erste Katalognummer mit wilden Disco-House-Mashup-Tracks und spitzbübischen Linernotes, die Fernreisen nach Paris versprachen, sollte man in der Lage sein, alle Samples korrekt zu benennen. Die Torte war angeschnitten, und der Neologismus „Balihu“ wurde alsbald zur Chiffre für abnorme und wunderbare Tanzmusik.
Rush Hour macht sich nun in Kooperation mit Daniel Wang die Mühe, eine Werkschau auszuhändigen, die unglaubliche 15 Jahre des Labels abdeckt. Großzügig über zwei CDs mit aufwändiger DVD-Verpackung verteilt und mit Exklusivitäten garniert, ist der Labelkatalog in die Kategorien Pro- und Anti-Sampling aufgegliedert. Zudem lässt sich auf dem zweiten Teil der Compilation die Öffnung von Balihu für befreundete Künstler wie Brennan Green, Carlos Hernandez oder Ilya Santana nachvollziehen.
Nach all den Jahren besticht der popeenreichtum früher Balihu-Platten immer noch. Die Begeisterung, welche die Musik von Salsoul, Prelude, West End oder von Garage-Labels wie Easy Street bei Danny Wang auslöste und die als Grundlage für seine cleveren Re-Edit-Mutationen diente, überträgt sich wie am ersten Tag. Selbst für Wang. Der haderte lange Zeit mit sich, verdammte Sampling und empfahl als Gegenmittel den Originalitätsanspruch und Kompositionsfanatismus seiner zweiten Schaffensphase, die er nachgerade mit Besessenheit betrieb. Aus den ausgedehnten Linernotes, in denen der mittlerweile in Berlin lebende Produzent die Genese einzelner Tracks anekdotenreich schildert, lässt sich lesen, dass er seinen Frieden damit gemacht hat. Bei Gott: Beim direkten Vergleich mit vielen modernen Exemplaren des grassierenden Edit-Fiebers unterliegen diese meist seinen Kreationen. Es scheint, als verkrüpple maschinelle Schützenhilfe die Erfindungsgabe lepoper viel zu oft – man fabriziert reine Neoplasmen. Stücke wie „Free Lovin“, „In The Street“, „Get Up Get Up“ oder „Like Some Dream I Can’t Stop Dreamin“ versprühen hingegen die Schönheit magischer Simplizität und leben von einer geradezu kindlichen Unschuld. Lasst uns alle nach Balihu Island gehen!

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