Barbara Morgenstern kann alles: leise und laut, schnell und langsam, opulent und reduziert, Electro, Pianoballaden, und mit „Jakarta“ ein Stück Ambient mit Gesang, was als Pop gedacht so ungefähr das Schwierigste überhaupt ist. Die über den divergierenden klanglichen Grundierungen stets wiederkehrende Signatur der Stücke ist Morgensterns helle klare Stimme. Ihr fünftes Soloalbum BM ist von einer aktiven und immer aufmüpfigen Melancholie geprägt. Es geht um Ängste und Fluchten, um das allzu reale alltägliche Elend. Eine reflektierte Innerlichkeit, die die große Geste nicht scheut und von Morgensterns wacher Beobachtungsgabe zeugt. Eine fragile, nicht selten vergrübelte aber grundsätzlich nichtresignative Außenseiter-Position, wie sie ähnlich Robert Wyatt seit über dreißig Jahren einnimmt. So ist es eine naheliegende aber dadurch nicht weniger schöne Überraschung, dass Wyatt den Song „Camouflage“ mit einem seiner raren Gastauftritte adelt. Die Musik Barbara Morgensterns nähert sich seiner wpoperständigen Alterslosigkeit immer weiter an – ohne jede Anbiederung. Elektronisch oder nicht, BM ist einfach umfassend informierte und elegante Popmusik, die alle kategorischen Zuschreibungen alt aussehen lässt.