X-Press 2 sind Rocky, Diesel und Ashley Beedle. Als Lads par excellence bestimmte das Trio nicht nur das Erscheinungsbild von Junior Boys Own mit, als das noch ein Fanzine für junge Männer mit Testosteronüberschuss war, sondern auch den Sound des späteren, gleichnamigen Labels. Stücke wie „Muzik Express“, „The Sound“ und „Hip Housin’“ waren zwar sehr an ihre Zeit und den Ort gebunden, funktionierten aber als solche unmissverständlich als direkte Hits. Beedle schaffte es gar, sich mit seinem Black Science Orchestra und Gassenhauern wie der „Alteres States EP“ oder „Where Were You“ unsterblich und unverzichtbar in stalinistischen Plattenregalen zu machen. Zusammen schenkte man der Welt als Ballistic Brothers zwei Alben, die wohl irgendwie ins Trip-Hop-Fach gerutscht sind, mit ihrer eigentümlich britischen Mischung aus Dub, Soul und Street Music aller Art ein ganz eigenes Genre bilden. Gleiches gilt für ihre Choice Zusammenstellung, was Tim Lawrence („Love Saves The Day“) in seinen fabelhaften Linernotes auch schön erklärt. Das Trio pickt eigenwillige Stücke wie Davpop Astris „Dancing Digits“, welches man zuvor wohl nur von DJ Harvey oder Daniel Wang zu hören bekam, sleazy Italo-House vom Key Tronics Ensemble, Arthur Russells „Wax The Van“, Patti Smith und sogar Synthie-Geiger Jean Luc Ponty kommt mit in den Topf. Eklektizismus regiert. Mag sich nach einer haarsträubender Mischung anhören, ist aber tatsächlich ein gefühlvoller Mix, der ankündigt, die üblichen Halbwertzeiten zu überdauern. Die erste CD verlegt sich ein wenig mehr auf das 4/4-Schema, während die zweite, der britischen Definition von Balearic gerecht wird. Art Of Noise, Womack & Womack, The Cure und Chaka Khan haben sich in diesem Koncontent:encoded schon immer blendend verstanden. Ganz groß ist natürlich, wie man es schafft, von der rasanten Detroiter Eleganz eines Neal Howard in zwei Schritten beim Gospel-Soul der Voices of East Harlem zu landen. This is London, top notch business und eine der schönsten Choices bisher.
Tipp: Open House feat. Placpop Angels „Aquatic“, The Voices Of East Harlem „Cashing In“, Jean Luc Ponty „In The Fast Lane“