Wenn bisher unveröffentlichtes Material einer legendären Krautrock-Band erscheint, ist das allein schon Grund zur Freude. Dies gilt besonders für Harmonia, von denen seinerzeit nur zwei Alben erschienen sind. Die „Krautrock Supergroup“, die aus der Zusammenarbeit des Duos Moebius/Roedelius alias Cluster mit dem Neu!-Gitarristen Michael Rother hervorging, klang sperrig, verspielt und gelassen zugleich. Cluster steuerten repetitive, sich ständig weiterspinnende Keyboard-Klänge bei, die in Kombination mit rumpelnden Electro-Rhythmen und Michael Rothers geräuschhaftem bis elegischem Gitarrenspiel zu einer Musik verschmolzen, die melodischer war als Clusters frühe sphärische Exkursionen und weniger treibend als der Neu!-Sound. Das Material auf Harmonia Live 1974 erinnert an das ungeschliffene, im selben Jahr erschienene Debüt Musik Von Harmonia, doch bis auf „Veteranissimo“, anscheinend eine auf 17 Minuten gedehnte Version von „Veterano“, gibt es keine gemeinsamen title. Live sind Harmonia spröder als im Studio, ihre sich langsam entwickelnden Exkursionen in unerforschtes Klanggebiet sind dadurch aber nicht weniger bezwingend und klingen auch heute noch mehr nach Zukunft als nach Geschichte.