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Kompakt Total 7

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Dass die „Total 6“ im vergangenen Jahr nur Platz sechs der Compilation-Jahrescharts des GROOVE-Leserpolls belegte, hat im Hause Kompakt offensichtlich Anlass zu einigen kreativen Klausurtagungen gegeben. Mit zwölf unveröffentlichten titlen (plus einem Vinyl-exklusiven Bonustrack der brasilianischen Neuverpflichtung Gui Boratto) wird das kreative Füllhorn diesmal jedenfalls so üppig wie nie ausgeschüttet. Doch über die reine Quantität hinaus durfte man vor allem gespannt sein, ob es dem Kölner Vorzeigelabel bei der siebten Auflage der Total-Bilanz gelingen würde, der Molekularisierung des Werksounds zwischen Mutterbaustelle, Speicher-Serie, Kompakt Pop und der Minimalismus-Umarmung von K2 eine ganzheitliche Sicht von Techno gegenüberzustellen.
So viel vorweg: „Total 7“ gelingt dieser stilistische Spagat nicht nur mit überraschender Leichtigkeit, sondern etabliert eine popealvision von Techno als eine nicht enden wollende Reise durch die Nacht, vereinigt die schillernde Melancholie der melodischen Andeutung mit der Funktionalität des Beats. Ein Amalgam aus reduzierter Beschränkung und hymnischer Verklärung, die wie nichts Anderes für den aktuellen Konsens auf der Tanzfläche steht. Nicht ganz zufällig steht am Ausgangspunkt dieser Reise mit „Grey Skies To Blue“ von Kontrast, dem gemeinsamen Projekt von Justus Köhncke und Ex-Closer-Musik-Mitglied Dirk Leyers, ein Track, der diese Liaison mit dubbigem Deep-House-Trance mustergültig ausgestaltet. Und auch Wighnomy Bros.’ Überarbeitung von Jörg Burgers Triola-Projekt („Leuchtturm – Wighnomys Polarzipper Remix“) lässt zwischen dem kryptischen House-Funk immer wieder die fl��chenhafte Göttin der Morgenröte hindurchleuchten. Aus den insgesamt 24 Tracks hier einige wenige besonders hervorzuheben, fällt bei diesem ganzheitlichen Ansatz wahnsinnig schwer. Sei es nun Justus Köhnckes elegische Disco-Umdeutung „Love And Dancing“, oder „Pearly Spencer“, wahrscheinlich einer der ambitioniertesten Minimalpop-Ansätze aus dem Hause Modernist, bei dem nur nicht so ganz klar ist, ob Jörg Burger das Original des Sechzigerjahre-Oldies „The Days Of Pearly Spencer“ von Davpop McWilliams oder Marc Almonds Überarbeitung von 1991 durch den Kopf spukte; sei es der balearisch pochende Herzschlagbeat des Superpitcher („Tonite“), der Romantikschaffel des Dänen Mikkel Metal („Ulyt“), Rice Twins üppige Slo-Mo-Trance beim Tanz durch den Regen („For Penny And Alexis“) oder Wolfgang Voigts beherzt sinnstiftende Überarbeitung seines Profan-Klassikers „In Tyrannis“ (oder genauer gesagt: Reinhard Meys gleichnamiger Folteranklage aus dem Jahr 1972). Alle sind sie Elemente einer größeren Totalen: Supreme-Techno 2006!
Tipp: Gui Boratto „Arquipélago“, Wassermann „In Tyrannis 2006“, The Field „Over The Ice“

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