Renaat Vandepapeliere (Foto: Presse)
Raj Chaudhuri wirft R&S-Chef Renaat Vandepapeliere vor, sich rassistisch geäußert und diskriminierend verhalten zu haben. Nun scheiterte seine Klage vor einem britischen Gericht.
Die Auseinandersetzung zwischen Raj Chaudhuri und R&S beziehungsweise Labelbesitzer Renaat Vandepapeliere begann bereits 2020. Damals berichtete GROOVE über die Rassismusvorwürfe des damaligen Label-A&R gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber. Im selben Jahr hat sich Vandepapeliere außerdem rassistisch gegenüber dem in dieser Zeit bei R&S aktiven US-amerikanischen Künstler Eddington Again geäußert.
Chaudhuri beschuldigte das renommierte Label und seinen CEO der widerrechtlichen Entlassung und warf ihnen Rassismus vor. Nun hat ein britisches Gericht die Klage abgewiesen, weil Chaudhuri keine Anstellung nachweisen konnte, sondern in den Augen des Gerichts lediglich freiberuflich für das Imprint tätig war.
Vandepapeliere weist die Rassismusvorwürfe in einem Statement zurück und unterstellt Chaudhuri einen Erpressungsversuch: „Ich freue mich, dass das Gericht alle drei Anklagen von Raj Chaudhuri abgewiesen hat. Angesichts unseres Label-Rosters sahen seine Rassismusvorwürfe immer wie ein Vorwand für seine ungerechtfertigten Geldforderungen aus. Die letzten zwei Jahre waren die absolute Hölle für mich und meine Partnerin (…)”
Ursprünglich sollte der Ex-Labelchef Andy Whittaker sich auch zu Wort melden und Chaudhuris Position untermauern. Whittaker trat nicht in den Zeugenstand. Zuvor war ihm mit juristischen Konsequenzen gedroht worden, würde er sich zur Sache äußern. Die verbleibenden Zeugen an Chaudhuris Seite wurden von der Richterin aufgrund von „Zeitmangel” entlassen, ohne zu Wort zukommen.
Wie Recherchen von Resident Advisor, die der Videokonferenz des Prozesses beiwohnten, ergaben, wurden im Vorfeld des Prozesses seitens des Labels Einzelpersonen und Medienvertreter*innen mit Klageandrohungen unter Druck gesetzt. Es wurde mit juristischen Konsequenzen oder dem Entfernen von Künstler-Katalogen gedroht, sollte sich zum Thema geäußert oder im Prozess ausgesagt werden. Auf Resident Advisor und Chaudhuri wurde im Dezember 2020 ebenfalls mittels Anwaltsschreiben eingewirkt.
Ziel der aktuellen Einschüchterungsversuche waren unter anderen der ehemalige Labelchef Whittaker, Mixmag, DJ Mag, DJ und Aktivist Michail Stangl, die Journalistin Annabel Ross und die Black Artist Database. Genannte Akteur*innen bestätigten Resident Advisor auf Anfrage, dass R&S ihnen gedroht hätte.
Lawrence Davies, Chaudhuris Anwalt, erklärte der BBC am Montag: „Wir werden gegen das Urteil Berufung beim Employment Appeal Tribunal einlegen, weil wir es für wichtig halten, dass auch Selbstständige den Schutz des Equality Act von 2010 genießen können. Außerdem ist es uns wichtig, festzustellen, dass das Gericht die ursprünglichen Rassismusvorwürfe gar nicht untersucht oder über sie entschieden hat.”