Alle, die zuletzt kaum noch einen Zugang zu Villalobos’ vollkommen entrückten Produktionen finden konnten, wird es freuen, dass er sich auf seiner Doppel-EP für Cadenza wieder von einer etwas konkreteren Seite zeigt. Natürlich spielt er dabei immer noch als einziger Player in seiner ganz eigenen Liga und entwirft erneut ein wahres Panoptikum der Unvorhersehbarkeiten, das Funktionalität im Sinne des Dancefloors, sowie tradierte Track-Strukturen längst hinter sich gelassen hat. Sein Maß an Kreativität ist und bleibt einfach überaus erstaunlich. Wo noch auf „Chromosul“ trotz einer bemerkenswerten Ereignisdichte irgendwie eine gewisse Leere zu spüren war, gilt für diese vier Stücke, dass bei aller Abstraktion der Mensch dahinter wieder an Präsenz gewonnen hat.
Zur Musik im Einzelnen: „Ichso“ verbreitet ein nahezu freejazziges Kribbeln, dass durch Meditationen auf einer Flamenco-Gitarre konterkariert wird. Diese wird in „Duso“ aufgegriffen, weniger kontemplativ, sondern melancholisch, zittrig am Gehör zupfend, während Beats und Bässe glucksend ins Driften geraten. „Erso“ darf für Villalobos’ Verhältnisse dann geradezu als upliftend bezeichnet werden. Hier tritt sein Bezug auf südamerikanische Rhythmiken am deutlichsten hervor, glöckchenhafte Sounds emulieren einen Alien-Samba. Das letzte Stück, „Sieso“, erschließt melancholische, herzerweichende Weiten, die an Zeiten erinnern, als sich Aphex Twin, B12 und Autechre anschickten, horizontal zu raven.
Zusammen genommen ergibt diese Doppel-12“ eine Spielzeit von fast 50 Minuten. Ein Film, den man nicht verpassen sollte.
Achso
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