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Lunchmeat 2025: Komplettes Line-up steht, Kurzinterview mit Kodiki

„See you dancin’” lautet das Motto des Lunchmeat, was nur die halbe Wahrheit ist. Tatsächlich liegt der Fokus des Prager Festivals mindestens zu gleichen Teilen auf audiovisuellen Konzerterfahrungen, die den Geist in gleichem Maße anregen wie den Körper. International renommierte und lokale, aufstrebende Acts aus dem Spektrum der experimentellen elektronischen Musik tun sich mit Videokünstler:innen zusammen und schaffen so Synergien aus Klangkunst und optischen Reizen, nicht selten im Rahmen von Weltpremieren.

kodiki hingegen tritt alleine auf und präsentiert sein Debütalbum Your Excellence als „stets kinetische Enigma”, die Ton und Bild auf sich vereint. Welcher Geist und welcher Sinn für Humor sein Schaffen durchziehen, warum Kontraste gar nicht so wichtig sind und wie es um die slowakische Szene steht, lest ihr im Kurzinterview.

GROOVE: Im April hast du dein Debütalbum Your Excellence veröffentlicht. Es trotzt dem oft überaus ernsten Post-Club- und IDM-Spektrum eine hyperaktive, humorvolle Schrulligkeit ab. Während andere Clubmusik mit ernster Miene dekonstruieren, scheinst du dies mit einem Grinsen zu tun. Was hat dich dazu inspiriert?

Kodiki: Es ist schwer zu sagen, wieso ich diesen spezifischen Sound verfolge. Ich mag es, meine eigenen Ideen auf die Schippe zu nehmen und sie auf diese Weise zu erkunden. Ich mache einfach das, was mir im jeweiligen Moment am meisten Spaß macht. Während der Arbeit am Album habe ich eine breite Palette an Musik gehört und viele verschiedene Konzerte besucht. All das ist Teil meiner Inspiration. Ich achte darauf, dass ich Spaß an diesen Impulsen habe. Leider liste ich meine einzelnen Ideen nicht minutiös auf, aber ich liebe guten Math-Rock-Footwork.

Du wirst Your Excellence auf dem Lunchmeat live aufführen. In der Album-PR wirst du als „stets kinetische Enigma” bezeichnet. Außerdem sollen deine Live-Sets sich vom „Typ-mit-Laptop-Standard” unterscheiden. Was genau zeichnet sie aus, und warum ist es für dich so wichtig, eine starke physische Präsenz auf der Bühne zu haben?

Ich liebe es, mit meinem Körper herumzublödeln. Im Grunde ist das körperliche Selbststimulation zu meiner Musik. Also habe ich mir einen Spielplatz geschaffen, den ich vor einem Live-Publikum aufbaue. Es ist, als würde ein Kind zu dir kommen und dir sagen, dass du dir diesen coolen Trick ansehen musst, der dann nur ein ein mittelmäßig ausgeführter Radschlag ist. Das lässt sich auf mich und meinen Computer übertragen.

Your Excellence und deine Musik im Allgemeinen leben von Kontrasten in Tempo, Intensität und Gesamtästhetik. Wie entstehen sie und warum sind sie für dich so wichtig?

Das sind sie für mich gar nicht so sehr, zumindest nicht im Sinne der Stimulation. Ich suche nur nach einer Möglichkeit, die Musik selbst zu überraschen. Wie ich bereits sagte: Ich nehme meine Ideen auf die Schippe. Oft ist mein einziger Gedanke, das, was gerade passiert, komplett umzukrempeln. Ich mache das, weil ich es lustig finde. Ich finde nach und nach heraus, was tatsächlich witzig ist und was lediglich meinem subjektiven Humorempfinden entspricht. Diese beiden Seiten versuche ich in perfektem Maßen auszubalancieren, sodass jeder daran Spaß hat. Zumindest versuche ich mir das einzureden und so meinen Frieden damit zu machen.

Du bist ein aufstrebendes Talent aus der slowakischen Szene, obwohl du bereits einige Veröffentlichungen vorweisen kannst. Wie sieht diese derzeit aus und wie hat sie sich in den letzten Jahren verändert?

Derzeit ist viel los. brokeway, Samo Benko oder plaza255 sind unter meinen Favoriten. Übrigens kann man sie allesamt buchen. Bratislava bietet viele Möglichkeiten für aufstrebende Künstler:innen, insbesondere in der alternativen Szene. Dort leben viele freundliche und nette Menschen. Ich kann nicht beurteilen, wie es früher war, weil ich erst vor etwa drei Jahren in die Szene gekommen bin. Aber die gegenseitige Unterstützung war und ist immer noch großartig. Das einzige Problem ist, dass die Leute nicht motiviert sind, auf Konzerte zu gehen, selbst wenn das Line-up bombastisch ist. Das ist zwar nicht immer so, aber es fällt schon auf.

Abgesehen von deinem Auftritt, auf welchen Act freust du dich auf dem Lunchmeat am meisten?

Saint Abdullah, Eomac & Rebecca Salvadori.

Wie es auf dem Lunchmeat im letzten Jahr war, lest ihr hier.

Groove präsentiert: Lunchmeat 2025
22. bis 28. September
Verschiedene Locations
Prag

Tickets: Festivalpass 67€, Tagespässe variieren

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