burger
burger
burger

Nova: Die Serial-Sound-Macher über ihr neues Label und die Kölner Szene

Seit 2016 betreiben Jonas Landwehr und Felix Fleer zusammen mit Rythen das Label R-Imprint in Köln. Zu Beginn des Jahres haben sie nun auch das Label Serial Sound ins Leben gerufen, das den Facettenreichtum der elektronischen Musik aufgreift. Zusammen mit Best Foot Forward veranstalten sie in Köln die Party Nova, die am 19. August stattfinden wird und bei der unter anderem Om Unit, Pariah und Gutta spielen werden. Wir haben mit Jonas und Felix gesprochen, um herauszufinden, welche Ideen hinter Serial Sound und Nova stecken und wie es um die Szene in Köln steht.

GROOVE: Mit eurem Label R-Imprint hattet ihr einen Fokus auf Techno. Seit diesem Jahr betreibt ihr das Label Serial Sound. Wie kam es zum neuen Label?

Jonas Landwehr: Mir wurde im Laufe der Pandemie klar, wie wichtig für mich bei der Klubmusik die physische Dimension ist. Als diese Dimension durch die geschlossenen Clubs wegfiel, fiel damit ein gewisser Reiz weg. Dadurch habe ich mich auf die Suche nach neuen Einflüssen und Inspirationen gemacht, neue Eindrücke zugelassen und neue Ansprüche an meine eigene Musik erhoben. Als sich das in meinen Produktionen bemerkbar machte, fand ich die Idee eines neuen Labels direkt naheliegender, als die Ausrichtung des alten Labels zu ändern.

Felix Fleer: Obwohl ich schon vor der Pandemie versucht hatte, meine kreativen Entscheidungen nicht zu sehr von den Funktionalitätsansprüchen der Clubs diktieren zu lassen, habe ich in der Pandemie eine ganz ähnliche Erfahrung wie Jonas gemacht und mich noch weiter von diesen Ansprüchen befreit. Das hat mir mit neuer Klarheit gezeigt, was ich eigentlich an Musik liebe und welche Qualitäten ich in meiner Musik stärker hervorheben möchte. Unter diesen Umständen fühlt es sich für mich richtig an, mit Serial Sound nochmal mit einer leeren Leinwand zu starten.

Was ist vom Label zu erwarten?

Felix: Das Label soll primär als Plattform für unseren eigenen künstlerischen Output dienen. Wir haben schon mehrere Releases fertiggestellt, und auf Basis dieses Materials würde ich sagen, dass Serial Sound zwar in puncto Genre breiter gefächert ist als R-Imprint, ästhetisch gesehen aber wesentlich fokussierter. Das ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass sowohl Jonas als auch ich mittlerweile einen Sound entwickelt haben, der viel persönlicher und eigenständiger ist als noch vor ein paar Jahren.

Jonas: Und Serial Sound soll dazu dienen, genau diesen Prozess weiterzuführen und noch tiefer in diese Ideen einzutauchen, um sie weiterzuentwickeln. Außerdem werden Felix und ich, nachdem wir nun seit über zehn Jahren gemeinsam auflegen, endlich das erste Mal zusammen live spielen. Unser Live-Debüt gibt es beim Nova. Danach dauert es nicht mehr lange, bis die ersten neuen Tracks kommen.

Jonas und Felix mit ihrem ersten Liveprojekt (Foto: Privat)

Nova wird zusammen mit Best Foot Forward, einer Veranstaltungsreihe für UK-Sound, ausgerichtet. Wie kam es zur Kollaboration?

Jonas: Vor gut dreieinhalb Jahren bin ich nach Köln gezogen. Kölns Szene ist irgendwie kleiner, als man denkt, und somit lernt man auch relativ schnell alle kennen. Hinsichtlich der Dinge, die ich mir gerade von Klubmusik wünsche, hält sich das Angebot hier leider in Grenzen. Die Events vom BFF-Team im Jaki fand ich aber musikalisch immer sehr stark, und so entwickelte sich sehr organisch eine Freundschaft. Beim Karneval 2022 sprachen wir zum ersten Mal über die Idee, gemeinsam etwas Neues für Köln auf die Beine zu stellen, und so kam es letztendlich zu Nova.

Wie hat sich die Szene in Köln in den letzten Jahren gewandelt?

Felix: Als ich mich vor zehn Jahren der elektronischen Musik verschrieben habe, bin ich oft für Events nach Köln gefahren. Zu der Zeit haben Akteure wie Murat Tepeli, Kieran Rodriguez, jetzt DJ Brom, oder Aroma Pitch viele interessante Künstler:innen aus diversen Genres gebucht. Da gab es am laufenden Band Acts wie Pangaea, Floating Points oder Theo Parrish, und das Publikum war sehr offen. In den Jahren danach habe ich dann, wie in vielen deutschen Städten, eine zunehmende Spezialisierung auf Techno und eine rückläufige musikalische Diversität wahrgenommen.

Jonas: Das wurde nach der Pandemie noch extremer, und der Techno-Sound selbst entwickelte sich nochmal in eine speziellere und noch genauer abgegrenzte Richtung. Härter, schneller, aggressiver und mit dem Trance-Einschlag auch überspitzt und ironisch. Dieser Hype mobilisiert zwar ein neues Publikum, aber die Bandbreite und Tiefe des musikalischen Angebots scheinen darunter zu leiden.

Was wollt ihr diese mit Nova wieder herstellen?

Felix: Einerseits wollen wir natürlich einfach Künstler:innen präsentieren, die wir persönlich spannend finden, in der Hoffnung, dass es manchen Gästen genauso geht. Andererseits wollen wir auch dazu beitragen, etwas von dieser speziellen Form von musikalischer Diversität, von der wir gesprochen haben, zurückzubringen. Natürlich sind wir in Köln nicht die einzigen, die das so sehen, aber Nova soll unser eigener kleiner Beitrag dazu sein.

Jonas: In Köln gibt es definitiv spannende und ambitionierte Akteure, aber wir wollen einen Beitrag gegen die Homogenisierung leisten. Diversität ist einfach wichtig. Auf dem Dekmantel kann man zum Beispiel sehr gut sehen, was für spannende Synergien sich ergeben, wenn man dem Publikum etwas mehr Diversität zumutet und die Genregrenzen nicht zu eng absteckt. Unser Ziel ist es, eine Veranstaltung ins Leben zu rufen, die für musikalische Offenheit und verschiedene, interessante Genres steht, und dabei einen Raum für kulturellen Austausch zu schaffen.

Felix: Wir hoffen, dass unsere Line-ups diesen Ansprüchen gerecht werden. Künstler:innen wie Om Unit, Pariah, Parris und Ehua haben zwar alle einen sehr distinkten Sound, ergänzen sich aber in unseren Augen sehr gut. Zusammen mit dem lokalen Support von Leuten wie Ada Luvv & Maendi sollte das ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

NOVA Day & Night Weekender

19. August, 12 bis 22 Uhr, in der Tanzfaktur Köln als Openair mit Indoor-Bereich und ab 23:00 bis Ende im Gewölbe

Tickets: Eintritt an der Tür, kein Vorverkauf/ Day: 15€ bis 15:00 Uhr, ab 15:00h 20€/ Night: 15€

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Waking Life 2024: Der Schlüssel zum erholsamen Durchdrehen

Das Waking Life ist eine Anomalie in der Festival-Landschaft, was programmatischen Anspruch und Kommerzialität anbetrifft. Wir waren dabei.

Stimming auf dem Beethovenfest: „Mein Statement für die Gewaltenteilung”

Stimming setzte sich beim Beethovenfest für Demokratie ein und ließ 22 Leute gegen seine Synthesizer antreten. Was es damit auf sich hat, hat er uns im Interview verraten.

Luca Musto: Eine Pause von der digitalen Welt

Downtempo in einer schnellen Welt? Luca Musto bleibt seinem Sound treu. Im Interview erzählt er, wie er trotz Trends zu seiner musikalischen Vision steht und was ihn inspiriert.