burger
burger

Heart of Noise 2023

Thematisch sind die Österreicher von Heart of Noise auf gleicher Linie mit CTM in Berlin oder das Unsound in Krakau: Das Scouting zielt auf Perlen des Untergrunds ab. Vom 25. bis 28. Mai lädt Booker Stefan Meister die spannendsten Entdeckungen nach Innsbruck ein.
Bei unserem Treffen sprachen wir über seine Picks und das Festivalroster.

Wieso sollte man zur diesjährigen Ausgabe kommen?

Heart of Noise steht seit jeher dafür, Genregrenzen zu sprengen und die Teile neu zusammenzuführen. Es ist dabei als eine weit über einen bloßen Konzertort hinaus wahrnehmbare Veranstaltung gedacht, die den öffentlichen Raum der Stadt zu einem lebendigen Kunst- und Klangraum umwidmet. Jeder Festivaltag hat einen speziellen Spannungsbogen, eine Dramaturgie, die Orte, Künstler:innen und Publikum in Verbindung bringt. Neben Nachmittagskonzerten im idyllischen Hofgarten wird es dieses Jahr mehrere immersive Rauminstallationen und ein sehr dichtes Programm von Experimental bis Club im Treibhaus geben. Prägende Acts wie die Swans, Boris oder Mark Ernestus’ Ndagga Rhythm Force treffen auf Neuentdeckungen wie Hüma Utku, Puce Mary, Italo Brutalo und Xindl. Das alles ist eingebettet in die imposante Bergkulisse der Stadt Innsbruck.

Chris Koubek und Stefan Meister vom Heart Of Noise Festival (v.l.n.r.) – Foto: Natália Zajačiková

Im Vergleich zu anderen Festivals legt ihr Wert darauf, die heimische Szene zu fördern. Welche Entdeckungen wird man 2023 machen können?

Seit zehn Jahren produziert das Heart of Noise jährlich eine audiophile Vinyl-Edition mit jungen österreichischen Künstler:innen. Zur Feier ihres zehnjährigen Jubiläums haben wir letztes Jahr ein Boxset mit allen bisherigen Editionen der Reihe gemacht. Auch in einer selbsterklärten Skisportstadt wie Innsbruck hat stets eine junge Musikszene existiert, die dadurch sichtbarer und selbstbewusster geworden ist. Dieses Jahr gibt es einen Österreicher:innen-Pavillon mit Morast, Isabella Forciniti und Rojin Sharafi, eine Klanginstallation von Karin Ferrari und die DJ-Truppe Yakamoz.

Letztes Jahr kamen Acts wie The Bug oder Mouse on Mars nach Innsbruck. Wie stellt ihr es an, bekannte Künstler:innen nach Innsbruck zu holen?

Chris Koubek [Mitbegründer, Anm. d. Red.] und ich machen den Job seit bald 30 Jahren. Irgendwann wird man selbst als Kleinstadt-Mainstream-Weitabgeher wahrgenommen und respektiert. Vielleicht, weil zu spüren ist, dass es uns eine Herzensangelegenheit ist. Vielleicht wegen unserer Beharrlichkeit. Und vielleicht auch, weil das Vertrauen da ist. Weil es nicht geistlos ist. Wir hatten schon Jeff Mills, Vladislav Delay, Roly Porter, Juan Atkins, Errorsmith oder – Jah hab’ ihn selig! – Lee ‚Scratch’ Perry, halb Köln und das Hard Wax, Kode9 und mehr. Irgendwas stellen wir immer an.

Unter welchem Motto steht das Festival in diesem Jahr und warum?

„War is stupid” ist dieses Jahr das Wort zum Noise-Tag. Aber nicht aus den allzu offensichtlichen Gründen, mit Kriegsgeschrei hat man uns in letzter Zeit schon genügend eingedeckt. Wir sagen es immer wieder: Genregrenzen sprengen, Musikschubladen zerbrechen und Sprechblasen zerbröseln. Hedon statt Mammon. Licht und Blitzgewitter, Strobo, Nebel und Feuer, Tanz und Space für alle Kinder. Lasst uns alle Rave und Gärten machen. Decocoon your society. Simple Dinge. War is stupid!

Heart of Noise: 26. bis 28. Mai

Festivalpass 60 Euro, Tagestickets 25 Euro

Line-up: Cucina Povera & Ben Vince, Hüma Utku, Mark Ernestus’ Ndagga Rhythm Force, Puce Mary, Rojin Sharafi und andere

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Der Club Macadam in Nantes: „DJs sollen bei uns am Können gemessen werden”

Groove+ Der französische Club zeigt, dass man für anständiges Feiern am Sonntag keineswegs zwingend nach Berlin fahren muss. Was ihn sonst ausmacht, lest ihr im Porträt.

Paranoid London: Mit praktisch nichts sehr viel erreichen

Groove+ Chicago-Sound, eine illustre Truppe von Sängern und turbulente Auftritte machen Paranoid London zu einem herausragenden britischen House-Act. Lest hier unser Porträt.

Mein Plattenschrank: Answer Code Request

Groove+ Answer Code Request sticht mit seiner Vorliebe für sphärische Breakbeats im Techno heraus – uns stellt er seine Lieblingsplatten vor.