Ende August eröffnete der Schlegel Kultur Club in der Bochumer Innenstadt. Wir haben mit Booker Lukas Stalter über das Konzept, die Auswahl des Standortes und die musikalische Ausrichtung gesprochen. Warum der Club bewusst auf Techno verzichtet und was er sonst noch alles im Programm stehen hat, erfahrt ihr im Interview.
Euer Team ist ein Kollektiv aus Gruppierungen und Freundeskreisen. Einige eurer Residents kommen aus Essen oder Siegen. Warum habt ihr euch für den Standort Bochum entschieden?
Bochum ist sowohl Heimatstadt als auch Wohnort aller Hauptakteure des Clubs. Die Chance, in den Räumlichkeiten einen Club auf die Beine zu stellen, ist ohnehin einmalig, wäre für uns aber auch in keiner anderen Stadt denkbar. Unsere Residents Glasersfeld aus Essen, Phil2 aus Siegen, Tamaa – das bin ich – und Treamol aus Bochum sind schon lange als DJs und Veranstalter:innen in NRW aktiv. Gemeinsam bilden wir die richtige Kombination aus frischem Wind und Erfahrungsreichtum.
Wie kam es zu dem Entschluss, einen gemeinsamen Club zu eröffnen?
Der Ursprung war eine private Geburtstagsfeier von Felix, einem der drei Hauptverantwortlichen unseres Teams. Die war so besonders, dass der Plan, dort einen Club zu machen, gereift ist und letztendlich auch realisiert wurde. Zwei Jahre Umbauzeit später bin ich zum Team dazugestoßen, das ich bereits von früheren gemeinsamen Veranstaltungen kannte. Die Chance, gemeinsam ein abwechslungsreiches Clubprogramm auf die Beine zu stellen, hat mich natürlich riesig gefreut!
Wie lief die Eröffnungsfeier Ende August? Wurde sie gut besucht?
Die Nervosität vor dem ersten Abend war nach so viel Zeit und Arbeit für das Projekt natürlich groß. Unsere Erwartungen wurden tatsächlich sogar übertroffen. Ein volles Haus, großartige Sets von Fantastic Man oder Glasersfeld, euphorische Stimmung und viel positives Feedback im Nachgang haben uns gezeigt, dass in unserer Stadt ein großes Interesse für neue Orte besteht, und machen uns Mut für die Zukunft.
Noch kurz zu den harten Fakten: Wie viele Personen passen in den Club? Welche Anlage habt ihr?
Der Club bietet Platz für 250 Gäste. Unserer Soundsystem ist von der Firma MM Acoustics.
Ist das Team für die aktuellen und kommenden Veranstaltungen schon gut eingespielt?
Unser ganzes Team rund um Bar, Garderobe und Sicherheit hat ein großes Lob für die ersten beiden Partys verdient. Natürlich müssen in einem neuen Team hier und da noch ein paar Arbeitsabläufe optimiert werden, wir sind uns aber sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.
Warum setzt ihr den Fokus primär auf House und auf welche
Richtung genau? Was macht das Programm des Schlegel Kultur Club besonders?
Die vorherrschende Dominanz von immer härterem Techno in der hiesigen Clubkultur langweilt uns. Wir möchten Nächte bieten, in denen von Rave bis Disco alles möglich ist und von Musik-Nerd bis Party-Neuling jeder die Chance auf eine gute Zeit hat. Hierfür ist House der ideale Ausgangspunkt. Zudem möchten wir mit unserer Reihe Gay Habits eine monatliche Party für die LGBT-Community des Ruhrgebiets abseits des Mainstreams schaffen.
Namentlich freuen wir uns in den nächsten Wochen auf DJs wie Marie Lung, Johannes Albert, Mystery Affair, Budino, Sam Goku, Alfred Anders und viele mehr. Wie der Zusatz „Kultur Club” in unserem Namen bereits erahnen lässt, sind neben unseren samstags stattfindenden Clubveranstaltungen auch andere Programmpunkte wie Konzerte, Ausstellungen, Listening-Sessions oder Flohmärkte geplant.
Die ehemalige Schlegel-Brauerei befindet sich in einer Wohnsiedlung direkt gegenüber vom Bochumer Rathaus. Könnte es da potenzielle Probleme mit der Lautstärke in der Nachbarschaft geben?
Die direkte Nachbarschaft zur Wohnsiedlung stellt uns natürlich vor eine besondere Herausforderung und macht es nötig, dass sich unsere Gäste vor der Tür und auf dem Weg zu uns besonders ruhig verhalten. Durch entsprechende Hinweisschilder und Aufklärung über die Situation im Vorhinein haben wir bisher das Gefühl, dass den meisten die Notwendigkeit dessen für die Zukunft unseres Clubs bewusst ist. Auch die Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung sind uns zum Glück bisher wohlgesonnen.
Charakteristisch für die Ästhetik des Clubs sind grüne Fliesen und eine Glasbausteinwand hinter dem DJ-Pult. Wurde die Ausstattung von der ehemaligen Brauerei übernommen oder wurden die Fliesen und die Glaswand extra für den Schlegel Kultur Club angefertigt?
Die Räumlichkeit unseres Clubs war vor gut 30 Jahren die Kantinenküche der Schlegel-Brauerei. Die pastellgrünen Fliesen und alle anderen Merkmale des Ladens sind weitestgehend erhalten und verleihen dem Raum einen besonderen Charme. Die Glasbausteinwand wurde zum Herzstück unseres Lichtkonzeptes umfunktioniert und gibt dem Ganzen dank der dicken Glasbausteine trotz LED-Matrix ein warmes Raumgefühl. Zusätzlich zum Hauptraum gibt’s noch eine zweite kleine Bar und zwei verwinkelte Räume mit Sitzmöglichkeiten. Für uns die ideale Größe für eine intime, aber nicht beengte Cluberfahrung.