Immer häufiger müssen Menschen damit rechnen, dass ihnen im Nachtleben ungewollt K.O. Tropfen ins Getränk gegeben werden. (Foto: Michael Discenza/ Unsplash)
In den letzten Jahren ist Spiking, die ungewollte Verabreichung von K.O.-Tropfen, im Nachtleben immer häufiger Thema. Ende letzten Jahres hatte sich die Berliner Clubcommission der Problematik angenommen. Nun hat die britische Regierung einen Bericht über die fatalen Folgen des Spiking, für das immer häufiger auch Injektionsspritzen werden, veröffentlicht.
Weil die Maßnahmen von Clubs- und Festivalbetreiber*innen und Polizei mehr oder weniger wirkungslos waren, schaltete sich 2021 das britische Parlament ein. Die Ergebnisse einer Umfrage unter Spiking-Opfern und -Zeugen lief zwischen Dezember 2021 und Ende Januar 2022. Sie liegen nun als Bericht [pdf] vor.
An der Umfrage nahmen 1895 Betroffene und 1413 Zeugen solcher Vorfälle teil. Die Mehrheit der Opfer ist weiblich (1734). Etwa ein Viertel der betroffenen Frauen musste mehrmals einen solchen Übergriff erleben.
Die Untersuchung zeigt darüber hinaus, dass neun von zehn Opfern nach Spiking-Vorfällen keine oder kaum Unterstützung von Veranstaltern und Clubs erhielten. Dazu stellte sich bei vielen Betroffenen das Gefühl ein, dass ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit vor Ort nicht ernst genommen würde. Auch die Polizei reagiere oft verständnislos.
Die Ergebnisse der Untersuchung lassen vermuten, dass das Phänomen zumindest in Großbritannien weit verbreitet und gefährlich sei, fasst die Studie zusammen. Die beteiligten Abgeordneten fordern das Innenministerium auf, Spiken explizit per Gesetz zum Straftatbestand zu erklären um mutmaßliche Täter abzuschrecken. Die Dunkelziffer sei hoch, da in den Kontexten, in den Spiking vorkommt, meist keine genauen Daten zu den Vorfällen erfasst werden.
Der Bericht schließt mit der Empfehlung, preventive Sicherheitsschulungen für das Personal von Festivals, Clubs, Bars und Konzertlocations durchzuführen, die Opfer besser zu unterstützen, einer schnellere Entnahme gerichtsmedizinischer Proben zu ermöglichen sowie deutlicher auf Unterstützungsangebote hinzuweisen.
Bars und Clubs, in denen es vermehrt zu Vorfällen kam, sollten einen proaktiven Ansatz verfolgen, heißt es außerdem noch. 87 Prozent der Befragten berichteten, dass sich ihr Vorfall in einem Nachtclub oder einer Kneipe zugetragen hatte.
Die Vorsitzende des Innenausschusses, Diana Johnson, erklärte in diesem Zusammenhang: „Die Betroffenen sollen spüren, dass sie ernst genommen werden und dass etwas getan wird. Es reicht nicht aus, den Leuten zu sagen, dass sie ihre Getränke abdecken sollen und Testkits mit auf Partys nehmen. Jeder sollte das Recht haben angstfrei auszugehen und Spaß zu haben. Den Täter*innen muss klar gemacht werden, dass Spiking absolut inakzeptabel ist und angemessen bestraft werden wird.”