burger
burger
burger

William Basinski: Per Teleskop vom Damals ins Heute

- Advertisement -
- Advertisement -

Foto: James Elaine (Presse)

William Basinski war vierzig Jahre alt, als er sein Debütalbum veröffentlichte. Nur kurze Zeit später machte ihn die Veröffentlichung der Disintegration Loops weltbekannt. Heute ist der US-amerikanische Komponist aktiver denn je. Und doch greift er immer wieder in die eigene Vergangenheit zurück, wenn sein musikalisches Material nicht sogar 1,3 Milliarden Jahre alt ist. Kristoffer Cornils hat den Berufsmelancholiker zum Gespräch getroffen.

Als William Basinski fünf Jahre alt ist, wird er von seiner Klavierlehrerin überfahren. Es ist eine bizarre Szene, in tiefes Sepia getaucht: Sie, die er sowieso nicht leiden kann, trägt eine Nazi-Uniform und fährt auf einem Motorrad mit Beiwagen. Sie starrt ihn an, gibt Gas und rast von hinten in ihn rein. Das passiert nicht nur einmal, sondern immer wieder, Nacht für Nacht.

Es ist ein Traum, der Basinski als Kind verfolgt. Heute lacht er, wenn er davon erzählt, laut und schallend. So wie er überhaupt so unfassbar fröhlich ist, hier und heute, in seinem kitschig dekorierten Zimmer in einem Berliner Konferenzhotel über fünf Jahrzehnte später. Er bietet Bier an, schwärmt von Zugfahrten durch den italienischen Frühling und springt in Windeseile von einem Gedanken zum nächsten. Jeder Erwähnung seiner Wegbegleiter*innen wird eine liebevolle Lobrede vorangestellt. Der Room40-Mitbetreiber Lawrence English: „a polymath“. Die Produzentin Jlin: „Such a doll! My little girl“.

William Basinski
Foto: Danilo Pellegrinelli

Die Musik Basinskis scheint das exakte Gegenteil der überschwänglichen Person dahinter zu sein: langsam, getragen, melancholisch. Die ausufernden Ambient- und Drone-Stücke des US-Amerikaners schweben durch den Raum, sie dehnen die Zeit. Und entlarven nebenbei die Tragik aller Träume, weil sie immer auch von deren Scheitern erzählen. Auflösungserscheinungen und der Tod sind in seinem Schaffen stetig präsente Konstanten, auf jedem Album wieder, seit spätestens 1998.

Ich wollte Bowie sein 

Es ist wohl kein Zufall, dass eine andere Kindheitserinnerung Basinski direkt in die St. Anne-Kathedrale in seiner Heimatstadt Houston im US-amerikanischen Bundesstaat Texas führt. Das Licht, der Raum, die Musik katholischer Messen – das alles fasziniert ihn, bläut ihm Ehrfurcht ein. Genauso aber verfällt er der Popkultur, genauer dem Sound der sogenannten British Invasion: „Wir haben die Beatles bei der Ed Sullivan Show gesehen. Das hat eine ganze Generation ruiniert!“

Es sind aber nicht nur in popkultureller Hinsicht aufregende Zeiten, in die der 1958 geborene Komponist hineinwächst. Denn die Familie wohnt nicht ohne Grund in der Stadt: Sein Vater arbeitet bei der NASA, Basinski bekommt das space race der sechziger Jahre hautnah mit. Wenn die Familie die imposante Kathedrale besucht, dann sitzen auch Astronauten und ihre Familien im Kirchenschiff. Vater Basinski darf mit seinen Söhnen nicht über die Arbeit sprechen, die beiden erliegen dennoch dem Weltallfieber. Als die Familie der Arbeit des Vaters wegen zwischenzeitlich in den Bundesstaat Florida umzieht, beobachten sie nachts vom Strand aus die Raketentests. Der junge William träumt dieselben Träume seiner Generation, von unendlichen Weiten und unerforschten Gebieten.


Stream: William Basinski – „Watermusic II“

Vielleicht also ist es kein Zufall, dass Basinski später als Teenager im „Starman“ David Bowie seinen größten musikalischen Helden finden sollte. „Er war mein Idol. Mein Lehrer wollte, dass ich die erste Klarinette bei den New York Philharmonikern werde – doch ich wollte Bowie sein! Ich liebe seine Musik. Er war ein spektakulärer Mensch und Künstler“, sagt er heute.

Bowie wird für den Teenager auch deswegen eine wichtige Bezugsperson, weil er in den siebziger Jahren mit seinem dezidiert androgynen Auftreten eine Alternative zur heteronormativen US-Gesellschaft darstellt. Basinski merkt früh, dass er sich nicht allein seiner Homosexualität wegen von den anderen seines Jahrgangs unterscheidet. Es zieht ihn zu den freaks aus der Kunstszene hin, nicht zu den geeks der Marschkapellen seiner Musikschule. Er mottet die Klarinette ein, besorgt sich ein Saxofon – inspiriert von Bowie, versteht sich.

William Basinski
Foto: Danilo Pellegrinelli

Mit Anfang Zwanzig zieht es Basinski nach einem Aufenthalt in der gegenkulturellen Hochburg San Francisco nach New York, wo er mit seinem Partner, dem Künstler James Elaine, zusammen lebt. Die beiden hatten sich in Texas kennengelernt, waren sofort fasziniert voneinander und waren zuerst in San Francisco zusammengezogen, bevor es sie 1980 weiterzog. „Damals konntest du noch nach New York kommen und dir etwas kaufen, ohne dass du über einen Treuhandfonds verfügt hättest. Wir konnten zwar nichts in Manhattan finden, entdeckten aber dieses 460m²-Loft in Brooklyn. Dort blieben wir für zehn Jahre, bevor sie es abreißen wollten”, erinnert sich Basinski.

Die Melancholie des Mellotron

Dort malt Elaine großformatige Gemälde und Basinski werkelt an experimenteller Musik. Der Sound dieser Tage kommt von ganz weit oben: Von den Sendemasten auf dem Empire State Building wird Muzak durch den Äther über die Metropole gegossen. Die Gebrauchsmusik wird eingesetzt, um den Lärm von Fabriken zu dämmen und die Arbeiter*innen mit dezenten Änderungen in Rhythmus und Tonalität zur Leistungssteigerung anzuspornen. Muzak tilgt aber auch die Alltagsgeräusche aus Fahrstühlen, Supermärkten und anderen semi-öffentlichen Nicht-Orten. „Muzak war das Prozac der Siebziger, es war Anästhesiemusik. Muzak war überall“, sagt Basinski. Auch in den Lautsprecherkabeln, die überall im Loft von Basinski und Elaine umherliegen, und welche die Signale auffangen.


Stream: Muzak – „More Than Music – An Environment“

Basinski nimmt den Muzak-Strom auf und nimmt ihn als Grundlage für seine eigene Musik. „Ich wollte immer ein Mellotron haben“, sagt er. „Das war ein riesiges, weißes, pianoähnliches Instrument, das Streicher- oder Flöten-Sounds von Tape-Loops abspielte. Die Beatles hatten eins, Pink Floyd – all die großen, reichen Rockstars hatten eins.“ Als die süßlichen Streichersounds der Muzak ihre Wege aus dem Äther in seine Wohnung fanden, stand fest: „Ich mache mir mein eigenes Mellotron!“ So experimentiert der Anfang Zwanzigjährige mit dem, was ihm buchstäblich vor die Füße gefunkt wird. Und entdeckt dabei etwas, auf dem er seine gesamte musikalische Karriere aufbauen sollte. „Ich sampelte diese Klänge, fertigte Loops daraus an und verlangsamte sie. Plötzlich erklang dieser Strudel von Melancholie“, erinnert er sich an den Moment.

Es ist, als würde er durch ein Mikroskop schauen, sagt er heute. Der Sound des Fortschritts, der Leistungssteigerung, aber auch der Betäubung nimmt in verlangsamter, sich wiederholender Form einen ganz anderen Charakter an. Es ist, als würde Basinski tief ins kollektive Unbewusste des US-amerikanischen Spätkapitalismus schauen, die rohe Trauer unter der feinstofflichen Musik erkennen. Je mehr er die Zeit zerrt, desto mehr werden aus den fröhlichen Klängen bittere Klagen. Er mischt sie mit statischem Rauschen aus den Leerstellen zwischen den Radiosendern der Stadt. Es ist eine beklemmende Musik, weil sie Trauer als Mangel erfahrbar macht, von einem großen Vergehen erzählt – hier verdampft alles Stehende und Ständische in knisternden Klangwolken.


Stream: William Basinski – „On a Frontier of Wires“

Sein erstes Album Shortwave Music entsteht in dieser Zeit, bis zur ordentlichen Veröffentlichung dauert es aber noch, und zwar rund anderthalb Jahrzehnte. Es wäre wohl nie soweit gekommen, wäre nicht der Rückgriff in die Vergangenheit gewesen. „Ich hatte eine große tote Platane und eine Papprolle in meinem Zimmer, zusammen sah das wie ein stacheliges Gehirn aus. Da hing ich die Tape-Loops auf. Ich habe die perfekten an die Seite gehängt. Da blieben sie für eine ganze Weile, bis ich sie wieder hervorholte.“ Es ist Mitte der Neunziger, digitale Technologie wird zunehmend günstiger und Basinski versucht, seine ersten musikalischen Gehversuche zu archivieren.

Ein giftiger Schleier über New York 

Aus der reinen Dokumentation wird durch Zufall eine Veröffentlichung. raster-noton-Mitbegründer Carsten Nicolai hat zur gleichen Zeit eine Residency im Museum PS1 inne und lebt im selben Haus wie Basinski. „Ich war gerade dabei, Shortwave Music zu digitalisieren und hörte also die Musik, als er die Treppe herauf kam: ‚Was ist das!?‘ Und ich meinte: ‚Na ja, das ist Shortwave Music‘“, lacht Basinski. „Dann sagte er die Worte, auf die ich jahrelang gewartet hatte: ‚Willst du das auf meinem Label rausbringen?‘“ Im Juni 1998 debütiert Basinski zeitgleich zu seinem 40. Geburtstag als Solo-Künstler, nachdem er sich jahrelang als Saxofonist in Bands durchgeschlagen hatte.

William Basinski
Foto: Danilo Pellegrinelli

Knapp drei Jahre später folgt mit Watermusic auf dem von Basinski und Elaine, selbst ein großer Musikfan, gegründetem Label 2062 sein Zweitwerk, dann fliegen innerhalb weniger Stunden zwei Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers. Wenige Tage vor dem Terrorangriff vom 11. September 2001 zieht Basinski aus dem stacheligen Gehirn erneut Loops von damals heraus. Als er sie zu digitalisieren versucht, bemerkt er, dass die Beschichtung von den Tapes abblättert. Er lässt sie weiterlaufen und schneidet mit, bis nur noch wenige braune Flecken auf transparentem Band daran erinnern, dass er knapp zwei Jahrzehnte zuvor den wunderlichen Sound der US-amerikanischen Dekadenz darauf eingefangen hatte.

Der Auflösungsprozess der Tapes wird zum Requiem eines ganzen Zeitalters und markiert zugleich den Beginn eines neuen. Die sowieso schon elegischen Töne der heruntergepitchten Muzak verblassen mit jeder Wiederholung mehr und mehr, am Ende herrscht fast Stille. Nur gelegentlich bäumt sich der Sound auf wie ein getroffenes Tier, welches das eigene Ende nicht hinnehmen möchte. Als er mit der Digitalisierung von neun dieser Loops fertig ist, geschieht das zuvor Unvorstellbare. Vom Dach seines Hauses in Brooklyn aus beobachtet Basinski mit anderen, wie die Türme des World Trade Centers zusammenbrechen und wie der Rauch sich als giftiger Schleier über New York legt. Im Hintergrund laufen dabei die Disintegration Loops, wie er das in mehreren Teilen veröffentlichte Album später nennen soll, eine Kamera filmt die Aussicht auf den quälend langsam verstreichenden Tag, nach dem alles anders sein soll.


Video: William Basinski – „d|p 1.1“

Die Disintegration Loops werden in den Jahren 2002 bis 2003 veröffentlicht und bedeuten den endgültigen Durchbruch Basinskis. Seitdem veröffentlicht er regelmäßig Musik, die weiterhin auf Loops basiert, nicht selten genau jenen, die seit Anfang der Achtziger im Archiv schlummern. Der Erfolg der Disintegration Loops aber überschattet sie weiterhin. Noch bis heute werden vereinzelte Stücke, vor allem das erste, regelmäßig von Orchestern aufgeführt. Subtile Taktwechsel ahmen die Verlangsamung der sich auflösenden Tapes nach, knisternde Plastikfolie repräsentiert das Rauschen des Magnetbands.

Dem eigenen Schatten entkommen 

Ob es ihn stört, immer wieder mit ausgerechnet diesem Werk konfrontiert zu werden, immer wieder diesen einen traumatischen Tag neu durchlaufen zu müssen? Basinski verneint. „Das war der Anfang von diesem Teil des Endes. Wir durchlaufen kulturell und politisch noch immer die Disintegration Loops. Mach dir nichts vor. Dieses Werk hat über 9/11 hinaus eine Relevanz.“ Aus seinem Mund ist das kein Selbstlob, sondern eine trockene Diagnose. So sorglos und unbekümmert Basinski auch scheinen mag, schwingt wie in seiner Musik immer auch eine subtile Haltung mit, eine Verpflichtung zur Gegenkultur einerseits und eine große Liebe zur Menschheit, ihren Träumen und deren Scheitern.

„Ich war ein melancholisches Kind, der Blues war eine meiner ersten Lieben“

Der Einsatz von Loops und der ständige Rückgriff in die Vergangenheit ist es, was Basinskis Musik unheimlich erscheinen lässt. In ihr gerät die Zeit aus den Fugen, auch weil sie immer ein Archiv ist. In Shortwave Music und den Disintegration Loops spuken die Gespenster der Vergangenheit. Es sind nicht die einzigen Alben, die das Abwesende anwesend machen.

Ein Stück auf Basinskis im Januar 2017 erschienenen Album A Shadow In Time ist nach dem einem Jahr zuvor verstorbenen David Robert Jones benannt, seinem „hero“. Als im Januar 2016 die Nachricht von Bowies Tod die Runde macht, arbeitet Basinski gerade an neuer Musik. Er erinnert sich an einen alten Loop, der im stacheligen Gehirn genau neben denen hing, welche die Grundlage für die Disintegration Loops bilden sollten. „Sie wurden von meiner Katze angeknabbert. Stupid motherfucker! Ein 15 Kilo schwerer Maine Coon! Er hat sie sich geangelt, drauf rumgeknabbert und vermutlich draufgepisst“, lacht er.


Stream: William Basinski – „For David Robert Jones“

Basinski schneidet die beschädigten Teile ab und setzt den Loop neu zusammen, der aus alten Saxofon-Aufnahmen Basinskis besteht. „Viele Saxofon-Loops habe ich nicht veröffentlicht. Jedenfalls war dieser Loop auf genau die falsche Art richtig. Er erinnerte mich an die B-Seite von Low. Mir war sofort klar, dass der für Bowie sein würde. Aber ich wollte seinen echten Namen verwenden, die Person hinter der Persona ehren.“ Der Titeltrack des Albums ist dem Künstler Deng Tai gewidmet, der aus dem Fenster sprang, um „seinen Schatten zu entkommen“. Das Artwork zeigt den Chinesen, der als Elaines Assistent gearbeitet hatte, bei einer nächtlichen Performance auf der Straße – verwischt und undeutlich wie eine Erinnerung.

Der Nachhall der Vergangenheit in der Zukunft 

A Shadow In Time ist nicht das einzige Album Basinskis, das den Verstorbenen Tribut zollt. Heute ist er Berlin, weil er noch am Abend zuvor gemeinsam mit Lawrence English ihr gemeinsames Album Selva Oscura live präsentiert hatte. Der Titel lässt sich mit „finsterer Wald“ übersetzen und ist den ersten Zeilen von Dante Alighieris Göttliche Komödie entnommen:

„Auf halbem Weg des Menschenlebens fand
ich mich in einen finstern Wald verschlagen,
Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.“

Das von den beiden Künstlern im Austausch von Files produzierte Album entstand unter dem Eindruck des Verlusts eines Freundes, der nach einer allergischen Reaktion auf ein Medikament erst einen psychotischen Schub erlebte und dann ein anderes Medikament verabreicht bekam, welches die Situation nur verschlimmerte. „Er nahm den Bus zur Golden Gate Bridge und sprang.“ Es ist das einzige Mal im Gespräch, in dem Basinski seinen Schmerz zeigt. „Ich war ein melancholisches Kind, der Blues war eine meiner ersten Lieben“, hatte er noch am Anfang gescherzt – das wird jetzt spürbar.


Stream: William Basinski & Lawrence English – „Selva Oscura“ [Album]

All das bedeutet wiederum nicht, dass der Auftritt Basinskis mit English einem Trauerspiel gleichkäme. Beide versinken über den Verlauf von 40 Minuten sichtlich in der Musik, obwohl sie sich nur selten überhaupt bewegen. Hier wird ein Fader gezogen, dort ein paar Knöpfe gedrückt. Er brauche immer erst zehn oder fünfzehn Minuten nach jeder Show, um wieder ansprechbar sein, sagt Basinski. Für die Dreiviertelstunde ist er weniger Performer denn vielmehr selbst Zuhörer, der die Zeit verzerrt, die eigenen Sounds unters Mikroskop legt und sich den Sound der Vergangenheit in die Ohren sickern lässt.

Denn für Basinski führen alle Wege ins Damals. Sein Anfang 2019 erschienenes Album On Time Out Of Time scheint mit seinem Titel nicht nur perfekt die musikalische Methodik Basinskis zusammenzufassen, es dringt auch tiefer in die Vergangenheit ein als jedes vorige. Rund 1,3 Milliarden Jahre ist das Ausgangsmaterial alt, die Gravitationswellen, die vom Zusammenprall zweier Schwarzer Löcher losgetreten wurden und die Erde im September 2015 erreichten, wo sie vom Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium (LIGO) aufgezeichnet wurden. Damit wurde einerseits eine hundert Jahre zuvor aufgestellte These Albert Einsteins bewiesen und andererseits der Verlauf der Wissenschaftsgeschichte radikal verändert: Von dort an wird nicht mehr nur mit Hubble-Teleskop ins Weltall geschaut, sondern gehorcht – und damit auch immer zurück in die Zeit. Ein blast from the past, der in der Zukunft nachhallen wird.


Stream: William Basinski – „4 (E+D) 4 (ER=EPR)“

Basinski bekommt die Files mit den Tonaufzeichnung der Wellen vom LIGO zur Verfügung gestellt, als er gemeinsam mit dem russischen Duo Evelina Domnitch und Dmitry Gelfand an einer Installationsarbeit werkelt, die Wissenschaft und Kunst zusammenbringen soll. „Das Material ist im Grunde ein kurzes Klicken. Aber wenn du die Wellenformen dehnst, dann sieht es wirklich bizarr aus. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Und es klingt wirklich absonderlich. Den ganz besonders unheimlichen Kram habe ich aber nicht verwendet – oder zumindest nur ein bisschen davon“, sagt er.

Doch klingt das Ergebnis zu jeder Sekunde unheimlich, wie eine weit entfernte Vergangenheit, die geloopt und in die Länge gezogen, per Teleskop vom Damals ins Heute gezoomt wurde. On Time Out Of Time schlägt damit erneut einen Bogen zu Basinskis Anfangstagen in seinem New Yorker Loft, wie ein einziger gigantischer Loop. Wie auch seine Arbeit eine kontinuierliche Schleife darstellt, jeder Weg ihn immer zurück ins Damals und von dort aus in die Gegenwart führt. Nicht selten klingt das wie ein wiederkehrender Albtraum, gerade weil es so viele Träume in sich trägt und doch von ihrem Scheitern erzählt.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Motherboard: Dezember 2024

Das letzte Motherboard des Jahres hebt mit luftwurzelwuchernden Sounds und Gemüts-Geräuschen die Restwärme im Leftfield an.

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.