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HAAi: Nicht gesucht und doch gefunden

Wie kam es aber dazu, dass Throssell mit Abenden voller abseitiger Nischenmusik den Deep House-Puristen Jasper James als Resident im Phonox beerbte? „Das war eigentlich purer Zufall. Ich habe die richtigen Platten zum richtigen Zeitpunkt gespielt“, gibt sie betont bescheiden zu. „Weil die Bar in der Gegend so ein bisschen herausstach, kamen auch viele hippe, musikinteressierte Leute.“ Unter ihnen findet sich auch Jacques Greenes Manager, der HAAi Support-Gigs offeriert. „Zwei dieser Shows waren im Phonox, wo ich erstmals lernte, mit CDJs zu spielen.“

Ihr unorthodoxer, autodidaktischer Zugang zur Clubmusik hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Bookern, die HAAi anschließend die Residency anboten und ihrer Veranstaltungsreihe Coconut Beats, zuvor höchstens als Geheimtipp im Londoner Osten bekannt, zu mehr Aufmerksamkeit verhalfen. Das gleichnamige Label, das sich auf perkussive, exotische Musik spezialisiert und bislang nur Eigenproduktionen als Plattform diente, soll im nächsten Jahr weiter von sich Reden machen. Die zweijährige Zeit im Phonox bezeichnet Throssell im Nachhinein als wichtigsten Karriereschritt: Sie ergattert größere Bookings, beispielsweise ein Set am Sleepless Floor des Melt Festivals, schließt in dieser Zeit Freundschaft mit Daniel Avery und spielt immer wieder mit The Black Madonna.

Als wichtiger Katalysator für die Entwicklung von der Leadgitarristin zur Producerin fungiert außerdem das Berghain. 2015 besucht Throssell die Berliner Institution und findet insbesondere an der Panorama Bar Gefallen. In früheren Interviews erklärt sie gar, sie habe Tanzmusik dort erlebt wie nie zuvor. Damit konfrontiert, reagiert sie mit einer Mischung aus Gelächter und Scham: „Oh, das klingt so naiv, oder? Aber es ist was anderes, als Teenager in Australien wegzugehen und mal eine Pille zu nehmen oder sich auf so einen immersiven Ort einzulassen“, nimmt sie ihr jüngeres Ich in Schutz.

Routinierter und gewohnt gestenreich streift sie die berüchtigten DJ-Stolpersteine Social Media und Politik. Sie nutze ihre Accounts nur, um ihre Follower zu informieren und als humoristische Plattform, fände es grundsätzlich schwierig, sich in einer so komplexen Angelegenheit zu positionieren. Gleichzeitig bewundert sie aber befreundete DJs, die den Mund aufmachen. Sie selbst ergreife das Wort nur zu bestimmten Gelegenheiten. Teneil Throssell hat eben viel um die Ohren und konzentriert sich weitestgehend auf ihre Musik. Müdigkeit ob des rasanten Aufstiegs und der soeben beendeten Tour mit Jon Hopkins verspürt sie kaum: „Wenn ich mir freinehme, werde ich schnell unglücklich.“ Ein Glücksfall, dass es immer was zu tun gibt. Im Notfall eben einen Essential Mix.


Stream: HAAi – Motorik Voodoo Bush Doof Musik EP

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