Ein Stück weit kann man keinemusik auch als Epigonen von Innervisions begreifen. Diese Nähe bestand schon lange bevor Rampa 2016 mit einem Track auf der Secret Weapons Part 8 und in diesem Jahr mit seinem eigenen Innervisions-Release Hall Of Violence endgültig die Verbindung offiziell gemacht hat. Bereits mit älteren keinemusik-Platten wie New Born Soul (2015) griff Rampa wichtige Teile der von Innervisions geprägten Ästhetik auf und baute sie aus – die melancholischen Vocals, afrikanische Percussion- und Gesangselemente und perfekt gesetzte Melodien und Basslines. Das klingt nicht nur gut, sondern hat auch eine unwiderstehliche inhärente Funktionalität. &ME macht es ähnlich: Afrohouse-Percussion und dräuende Synths gehen Hand in Hand, auf der hypnotischen Trilogy-Single von vor zwei Jahren genauso wie auf der rhythmusgetriebenen aktuellen Platte Avalon.

Adam Port schmückt seine Tracks nicht ganz so auffällig aus, sucht aber dafür hörbar eigensinnig nach neuen, ungewöhnlichen House- und Disco-Grooves. „Ich sage immer, es ist moderne Housemusik“, umreißt er den Sound des Labels. „Wir versuchen immer, etwas Positives zu machen. Nichts Düsteres, das ist ja immer noch ein Trend – je darker und je schwärzer, umso besser. Wir sind schon von unseren Typen her nicht so. Wir sind gern in der Sonne und das spiegelt sich in der Musik wider.“

So gut der keinemusik-Output seit ein paar Jahren auch geworden sein mag, an einer völlig eigenen Identität fehlt es dem Label noch ein wenig. Man steht zwar für einen Sound, doch komplett hausgemacht ist der eben nicht. Um in die Fußstapfen von beispielsweise Innervisions zu treten, müsste man nur irgendwo noch einen Schritt weitergehen. Aber wer sagt, dass das nicht schon längst in der Mache ist? Der nächste Dixon muss er auf jeden Fall nicht unbedingt sein, sagt Rampa: „Das wäre mir viel zu stressig, auf so einem Monster-DJ-Level zu sein. Gerade finde ich es ziemlich optimal. Gut, wenn die Gage höher wird, sage ich nicht Nein. Bisher habe ich auch nicht bemerkt, dass hier jemand abhebt und denkt, er müsse der nächste Star-DJ werden, und dann in Gruppentherapie wieder auf den Boden zurückgeholt werden muss.“

Auch Adam bleibt maßvoll: „Privatleben und Studioleben müssen für mich auch mit dem Tourleben vereinbar sein. Ich lege nicht des Egos halber auf und brauche nicht acht Shows in der Woche zu spielen, um mich wie ein geiler Typ zu fühlen. Touren macht Spaß, aber es ist nicht mein Antrieb. Ich brauche nur das Gefühl, dass ich gute Musik gemacht habe, sie gut vor Leuten präsentiere und gutes Feedback bekomme. Wenn ich sehr viel toure, leidet das Kreative darunter. Dann komme ich in eine Spirale: Die Mucke wird scheiße und wenn ich sie selber nicht gut finde, dann kommt sie auch nicht gut an. Da werde ich dann auch unglücklich. Höher, schneller, weiter ist also keine Option.“ Die Lösung für die Zukunft bei keinemusik ist deshalb: gesund bleiben, weitermachen, besser werden. Statt zu groß zu denken, ist man in die viel wichtigeren Details verstrickt. Schicke Aufkleber statt Privatjet sozusagen. Für Rampa, der mit seinem TEILE-Projekt seit einer Weile auch DJ-Effektgeräte konzipiert, macht es deshalb auch am meisten Spaß, „noch tiefer in die Produktion einzusteigen, das Mixing zu beherrschen und so weiter. In meine alten Produktionen reinzuhören ist ganz schwierig für mich. Vor allem die Kick! Die ist mein großer wunder Punkt.“

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