Neues Jahr, neuer Veröffentlichungsreigen. Kaum hat sich 2017 den Schlaf aus den Augen gerieben, schon haben wir wieder die Qual der Wahl. Über zu wenig Material für unsere Office Charts können wir uns auch in der dritten Kalenderwoche nicht beschweren. Es wird dementsprechend ein abwechslungsreicher Soundtrack, der uns die Arbeit an der nächsten Groove-Ausgabe versüßt. Mit dabei ist ein Reissue, das Comeback von Akufen und musikalisches Prozac von Mr. Tophat und Robyn.
5. Varg – Nordic Flora Pt. 1: Heroine (Northern Electronics)
Das Gute an Techno: man entdeckt immer wieder etwas, was man noch vorher nicht auf dem Schirm hatte. Von dem schwedischen Producer Jonas Rönnberg alias Varg hatten wir bis vor kurzem ehrlich gesagt noch nie gehört, dabei hat er in den vergangenen drei Jahren ganze elf Alben auf u.a. Posh Isolation und Northern Electronics veröffentlicht (letzteres wird auch von ihm und Abdulla Rashim betrieben). Ein genaueres Studium des Werks des Vielproducers lohnt auf jeden Fall, gerade seine aktuelle 12“ Nordic Flora Pt. 1: Heroine stellt eine der zugänglichsten Platten des Techno-, Noise-, Industrial-Liebhabers dar. Hypnotische Techno-Tracks mit geradezu kosmischer Energie!
4. Akufen – Karat57 EP (Karat)
Kann man hier schon von einem Comeback reden? Akufen war um die Jahrtausendwende eine der wichtigsten Producer des kanadischen Minimal-Sounds. Die Art, wie er kurz geschnittene Samples auf einen reduzierten House-Groove legte und dem Ganzen eine ordentliche Portion Funk und Humor injizierte, war damals so einzigartig, dass man dafür ein eigene eigene Genre-Schublade aufmachte: Microhouse. Nach 2004 wurde es weitestgehend ruhiger um ihn, von ein paar Ausnahmen (u.a. mit seinem Alias Horror Inc. auf Perlon) abgesehen. Diese erste Maxi mit neuen Akufen-Tracks seit 2012 kann mit extrem viel Charme, Swing und hochpoliertem Sounddesign mühelos an alte Akufen-Classics anschließen.
https://soundcloud.com/karat/akufen-karat57-a1-u
3. Juju & Jordash – What About Tuesday? (Dekmantel)
Die zwei in Amsterdam lebende Israelis Juju & Jordash sind ja vor allem durch ihre oft ins Kraut schießenden Impro-Tracks und Live-Acts bekannt. Dass es der Musik der zwei Hardware-Nerds auch durchaus gut tun kann, etwas zum Atmen zu kommen, zeigt ihre neue Maxi für die holländische Qualitätsschmiede Dekmantel. Nicht dass diese Stücke nicht mit ihren typischen Arpeggio- und angejazzten Synth-Spielereien kommen würden, fühlen sie sich doch im Vergleich zu anderen Juju & Jordash Produktionen etwas weicher und gleichzeitig Dancefloor-kompatibler an.
2. Newworldaquarium – The Games That We Play (NWAQ)
Der fortwährende Trend zur Neuauflage hat uns diese Woche vor allem mit diesem Release beglückt. Im Original 2005 auf dem britischen Label New Religon erschienen, kommen die zwei Tracks „The Games That We Play“ und „Energy“ von dem holländischen Techno-Producer Newworldaquarium nun neu von Marco Spaventi gemastert und auf 180 Gramm Vinyl gepresst auf seinem eigenen Imprint NWAQ noch einmal heraus. Und was für ein Gewinn das ist! Beide Tracks sind absolut zeitlose und über alles erhabene Schönheiten im typisch reduziert-melodiösen Newworldaquarium-Stil.
1. Mr. Tophat feat. Robyn – Trust Me (Smalltown Supersound)
Den Schweden Mr. Tophat kennt man ansonsten vor allem für seine Tracks, die er zusammen mit seinem Studio-Partner Art Alfie für ihr Label Karlovak aufnimmt. Für diese EP hat er mit der Sängerin Robyn gearbeitet, deren ätherische Vocals er in drei sehr langen Stücken immer wieder auf- und abtauchen lässt. Vor allem das Titelstück ist ein herzerwärmender Knaller und der überzeugendste Pop-House-Hybrid seit langem: ein hypnotischer Discotrack mit allerlei rhythmischen Tricks und Kniffe, der Fans von Arthur Russell und Róisín Murphy gleichermaßen glücklich stimmen wird. Aber auch die zwei anderen Stücke „Right Time“ und das 15-minütige „Disco Davato“ sind gelungen. Prozac für die Ohren.