„The best Djs are griots“, schrieb Paul D. Miller (a.k.a. DJ Spooky That Subliminal Kid) in Rhythm Science. Wo genau die Ursprünge des Begriffs ›griot‹ – französisch [ɡʀi’o] ausgesprochen – liegen und welche Bedeutung er hat, ist indes unklar. Die Umschreibung ist deshalb schön, weil sie in der Tradition Westafrikas eine Art Geschichtenerzähler bezeichnet. Der Griot und sein weibliches Pendant, die Griotte, bewahren die Annalen ihrer Herkunftsländer (deren literarisches und musikalisches Vermächtnis) auf, um sie in einer Art Performance aufzuführen und weiterzureichen. Der DJ als Erzähler, der mit Hilfe der Plattennadel Erzählungen ineinander verwebt, das trifft in gewissem Maße auch auf den Produzenten und Live Act Lorenz Brunner (alias Recondite) zu. Freilich ist Placid kein Mix, sondern Album, doch knüpft es in vielerlei Hinsicht – bis hin zum Artwork von Lisa Lydzius – an eine Erzählung an, die bereits vor drei Jahren auf Acid Test begann. On Acid war damals Brunners erstes Album, das bereits mit dieser ganz eigenen, irgendwie außerirdischen Klangästhetik aufwartete. Als würde man auf dem Mond spazieren. Placid greift den Erzählstrang wieder auf. Das ist schön, denn diese elegante Unaufgeregtheit und der subtile Hang zum Spielerischen der Anfangstage gerieten in der durchstrukturierten Perfektion von seinem Innervisions-Album Iffy zuletzt etwas ins Hintertreffen.
Stream: Recondite – Pass Up