Stefan Betke ist ein Meister des Balanceakts: Bereits seit den Neunzigern wandelt er auf dem schmalen Grat zwischen Popallüre und dem Drang nach Abstraktion. Seine ersten drei Alben fielen seinerzeit auf den fruchtbaren Boden, den vor allem theorieaffine Labels wie Mille Plateaux bereitet hatten. Deren Bestreben, zeitgenössische Denkströmungen der französischen Philosophie für jene neuartige, technoide Musik aufzubereiten, eröffnete Freiräume, um die im Innern der Technologie schlummernden Potentiale zu erkunden: Ovals Systemisch oder Microstorias Snd legten damals gänzlich unerforschte Klangwelten frei, die sich in den darauf folgenden Jahren zu eigenen Genres verdichteten: Glitch, Clicks & Cuts. Dieser sonderbaren Klangästhetik der Fehlfunktion blieb auch Betke mit seinem Pole-Alias verhaftet — sie äußert sich in seiner spezifischen Art, Rhythmen zu konstruieren, die eigentlich viel mehr einer akkurat arrangierten Anhäufung von Sounds ähneln. Gleichzeitig bewahrten ihm die Fundamente im Dub immer ein Mindestmaß an Zugänglichkeit. Wald bewegt sich nun zusehends in Richtung des Abstrakten und das steht ihm äußerst gut — die Reduktion schafft Fokus und erzeugt einen fast hypnotischen Sog, der die eigenwillige Faszination des entlegenen Orts im Sound rekonstruiert.
Stream: Pole – Myzel (snippet)