Wenn ein Künstler sein „bislang persönlichsten Album“ ankündigt, hat man es oft nur mit einer rhetorischen Figur oder einem Verkaufsargument zu tun. Hellhörig darf man werden, wenn der oft konzeptuell arbeitende Carsten Nicolai so etwas sagt – noch dazu über den dritten Teil seiner Xerrox-Reihe, der Konzeptfrage nach dem Sample in Zeiten seiner endlosen Reproduzierbarkeit nachgeht. Xerrox 1 & 2, das waren Streicher und (dank spezieller Software) sich selbst verändernde Samples, sowie die Erforschung aller Facetten des Rauschens. Im dritten Teil rauscht es weniger, dafür findet Nicolais Ambient eine geradezu elegische Form. Das persönliche Moment liegt dabei im Erinnern an die Filme der Jugend und deren Soundtracks. Tatsächlich kippt der deutlich organischere dritte Teil gelegentlich ins Register eines Scores (Nicolai: „eine kinematographische Emotion“). Melodischer und zugänglicher klang die Reihe nie, wobei Nicolais Sounddesign jedes drohende Pathos zu unterlaufen weiß. Hoffentlich erinnert er sich nun auch daran, dass er einst fünf Teile von Xerrox versprochen hatte.
Stream: Alva Noto – Xerrox Isola