Foto: Robert Winter
Schon zum zehnten Mal findet das Berlin Festival in diesem Jahr statt. Das Jubiläum wird allerdings eher still begangen, denn im vergangenen Jahr fand ein kleiner Umbruch statt: Locationwechsel und eine konzeptuelle Neuausrichtung sollen dafür sorgen, dass das Festival im Herzen von Berlin in Zukunft nicht nur Berlin-Besucher reizt, sondern auch ein fester teil der Szene wird. Der Musikchef Stefan Lehmkuhl und die neue Festivalleiterin Fruzsina Szép erklären uns die Herausforderungen dabei.
Wie steht ihr zum Umzug des Festivals nach Kreuzberg? 2015 ist nun das zweite Jahr auf dem Arena-Gelände.
Fruzsina Szép: Ich freue mich wahnsinnig, dass das Berlin Festival nicht mehr auf dem Tempelhofer Flughafen ist. Dieser Ort ist zwar sehr inspirierend, aber das Festival ist besser auf einem Areal aufgehoben, das zu dem passt, was diese Stadt eigentlich ausmacht.
Stefan Lehmkuhl: Der Umzug war auch eine Gelegenheit, dem Festival inhaltlich eine neue Ausrichtung oder einen klaren roten Faden zu verpassen – also sich mal auf eine Musikspielart festzulegen, um dann wählerisch und spitz zu kuratieren.
Auffällig ist, dass die großen Rockbands gestrichen sind und die eigentlichen Headliner nun Richie Hawtin und Dixon heißen.
Szép: Wir haben aber abgesprochen, dass es einerseits kein reines Techno-Festival werden soll, aber andererseits auch kein Headliner-Festival.
Lehmkuhl: Es gibt jedoch nicht nur die DJs, sondern auch eine Main-Stage mit vielen Konzerten von Bands und Liveacts, die nicht ständig in Berlin spielen: Underworld haben seit Jahren nicht mehr hier gespielt, Róisín Murphy spielt ihre einzige Berlin-Show bei uns und James Blake stellt sein neues Album vor. Das Festival ist ja kein reiner Rave!
Szép: Das sind Headliner in der elektronischen Szene, ja. Aber wir möchten keinen Fatboy Slim buchen, oder Blur oder Kings Of Leon. Auch weil das Gelände nicht dafür gemacht ist und weil es in Deutschland schon viele solcher Festivals gibt. In Berlin ist sowieso 365 Tage im Jahr Festival. Deshalb möchten wir in diesen drei Tagen ein Spiegelbild dieser Stadt zeigen, mit Musik, Essen und Trinken und visueller Kultur.
Es liegt ein deutlicher Fokus auf Berliner Künstlern. Wieso?
Lehmkuhl: Mir war das wahnsinnig wichtig, ich habe extrem wadenbeißerisch an all diesen Berliner Protagonisten gearbeitet. Gerade weil ich weiß, dass die in Berlin so viele andere Möglichkeiten haben. Ich fand es sehr wichtig, gerade in diesem Jahr, auch mit einer klaren Aussage zu starten: Wir bieten ab sofort eine Plattform mitten in Berlin. Denn es ist heutzutage gar nicht so einfach, so zentral überhaupt eine Genehmigung für zwei Open-Air-Bühnen zu bekommen. Das könnte nicht jedes Wochenende so ähnlich auf dem Arena-Gelände stattfinden.
Welche Neuerungen habt ihr für 2015 geplant?
Szép: Wir werden nicht nur mit den ganzen Clubs auf dem Arena-Gelände kooperieren, sondern auch mit anderen Clubs und Institutionen der Stadt. Es wird ein Filmfestival-Programm geben, zusammen mit der Berlinale, dem Fantasy Filmfest, mit Exposed und dem Porn Film-Festival. Das passiert alles im Arena-Club, der dann zum „Berlin A-Screen“ wird. Am Freitag wird es sehr speziell, da machen wir einen Abend nur mit Westbam. Er liest aus seinem Buch, wir zeigen den Film B-Movie, dann gibt es ein Q&A und danach legt er auf. Wir kooperieren auch mit dem SchwuZ und machen die Hoppetosse dieses Jahr zum „Love-Boat“.
Der Umzug im vergangenen Jahr war sehr spontan, das dürfte sich auf die Planung ausgewirkt haben. Was wird in Zukunft besser?
Lehmkuhl: Die inhaltliche Ausrichtung in diesem Jahr ist eine Ableitung aus dem letzten Jahr, weil dieses ganze Gelände sich einfach am besten für elektronische Musik eignet – sowohl vom Sound her als auch dass man einen Fluss herstellen kann, also Musik von Anfang bis Ende ohne Umbaupausen. Das war eigentlich unser Hauptproblem im letzten Jahr. Der ganze Vibe des Geländes schrie einfach nach einer elektronischen Ausrichtung.
Szép: Und wir haben dieses Jahr einen sehr guten und detaillierten Ablaufplan. Das Berlin Festival bekommt jetzt ein Festivalkonzept, nachdem im vergangenen Jahr alles so wahnsinnig schnell gemacht wurde und konzeptuell noch nicht richtig aufgestellt war. Der Name dieses Festivals hat Gewicht. Wenn sich diese Stadt mit diesem Festival in den kommenden Jahren identifizieren kann, auch die Berliner, dann bekommt es den Platz, den es verdient. Das wird nicht dieses Jahr passieren, aber wir machen die ersten Schritte.
Wir verlosen 2×2 Festivalpässe unter allen, die uns bis Montag, den 11. Mai 2015, eine Mail mit dem Betreff Berlin Festival schicken!
Video: Berlin Festival 2015 – Trailer
Groove präsentiert: Berlin Festival
Freitag, 29. Mai bis Sonntag, 31. Mai 2015
Line-up: Carl Craig, Chet Faker, Dixon, DJ Tennis, Ellen Allien, Fritz Kalkbrenner, Howling, James Blake, Mind Against, Richie Hawtin, Robert Hood, Róisín Murphy, Roosevelt, Shlohmo, Tale of Us, Ten Walls, Twin Shadow, Underworld u.v.m.
Tickets: Festival-Ticket 79 Euro, Tageskarten 29 bis 49 Euro
Arena Park
Eichenstraße 4
12435 Berlin