Ähnlich wie in den Niederlanden existiert in Belgien spätestens seit den frühen Disco-Tagen ein äußerst fruchtbarer Nährboden für Clubmusik, was auch räumlich und zeitlich eng umrissene, landesspezifische Phänomene wie der Popcorn-Sound der 70er oder New Beat in den 80ern belegen. In dieser Tradition greift Geoffroy Dewandeler, die treibende Kraft hinter Mugwump, auf seinem Debütalbum mit offenem Ohr und untrüglichen Producerskills weit zurück. Für Unspell ist insbesondere der dem Dancefloor zugewandte Teil von Wave die maßgebliche Inspirationsquelle gewesen. Die meisten der neun Tracks sind Songs, die Vocals von Luke Jenner, Päl Nyhus, Tore Gjedrem und vielen anderen nicht wie so oft störendes Beiwerk, sondern notwendiges Zentrum der Imagination. „Doobie Shine Trouble“ klingt wie ein psychedelisches Slow-Motion-Cover eines Canned-Heat-Stücks, wahlweise wie ein Italo-Soundtrack von Vangelis. „Lurline“ verweist subtil auf die Ära von Hot Butter. „Memento Lies” ist ein fiktiver Fiebertraum aus Gainsbourgs Disco-Phase. Gleich ein ganzes Kilo Prince inhaliert hat die Single „Until You’re Worth It”. Der isolierte Wave-Groove von „Breakdown” lässt Erinnerungen an die Young Marble Giants aufblitzen. „School’s Out“ zum Ausklang echot Cans „Yoo Doo Right“, J.S. Bach und Kraftwerk. Dennoch ist Mugwump alles andere als von gestern, ganz im Gegenteil: Wenn Geoffroy Dewandeler in den Spiegel schaut, sieht er den man of the moment. Seine Figurationen mögen retroid sein, aber was wichtiger ist: Sie sind gegenwärtig und zwingend. Früher Angriff auf die Polls von 2015. Mit Unspell ist Mugwump Belgiens smarte Underground-Antwort auf die frühen Daft Punk. Grandios. Brillant. Exzellent. Reicht das?
Video: Mugwump – Until You’re Worth It