Protokoll: Sascha Uhlig
Erstmals erschienen in Groove 149 (Juli/August 2014)
2004 startete Andy Butler seine House-Revue Hercules And Love Affair in New York, doch inzwischen hat es den Rotschopf nach Wien verschlagen. Seine freien Tage verbringt er ebendort nur allzu gerne auf der Achterbahn im Prater und wünscht sich zurück in seine Kindheit.
Das Beste, was ich in letzter Zeit gemacht habe, war nach Los Angeles zu gehen und mich dort mit ein paar Leuten zu treffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Zum Beispiel den Film- und Videoregisseur David Wilson, der mein Video „I Try To Talk To You“ gedreht hat. Außerdem hatte ich einen lustigen Gig im A Club Called Rhonda. Und ich habe meinen Vater in Palms Spring getroffen, hing am Pool herum und trug einen orangenen Bikini!
Einen Tag ohne Internet verbringe ich bei gutem Wetter im Wiener Prater, fahre so viele Runden auf der Achterbahnen wie möglich und bringe mich wieder so nah wie möglich an meine Kindheit zurück.
Luxus ist für mich nicht um eine bestimmte Uhrzeit aufstehen zu müssen.
Ein Buch, das mich zuletzt beeindruckt hat, ist Hotel de Dream von Edmund White. Eine wundervolle und doch seltsame Liebesgeschichte von einem Mann und einem jungen Prostituierten, die im New York zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielt. Das Buch ist ein geschichtlich verwurzelter und sehr interessanter Einblick in die damalige Zeit und zugleich eine atemberaubende, wunderschöne und romantische Erzählung.
Meine liebste TV-Serie zurzeit ist RuPaul’s Drag Race, eine Reality-Show, aufgenommen in Los Angeles, wo die Drag-Queen RuPaul auf der Suche nach Amerikas nächstem Drag-Superstar ist. Es ist wirklich lustig, aber auch sehr subversiv. Und ich mag Game of Thrones!
Ein neuer Künstler, der mich begeistert, ist Arttu aus Berlin, zumindest wenn es um Dancemusik geht. Wenn ich gerade mal nicht in der Stimmung zum Tanzen bin, empfehle ich den Leuten Richard Kennedy, ein junger Künstler aus New York, von dem es bislang nur ein paar Sachen auf Soundcloud zu hören gibt.
Meine aktuelle musikalische Wiederentdeckung ist In Dub von der englischen Industrial-Pop-Band Renegade Soundwave. Das Album erschien Anfang der Neunziger bei Mute und enthält unter anderem einige Instrumentals der Soundclash-LP. Ich mag die Vocals, aber die Instrumentals sind ebenso großartig und ziemlich progressiv.
Eine Stadt, von der ich gerne einmal mehr als nur Flughafen, Hotel und Club sehen würde, ist Prag. Es ist wirklich komisch, dort immer nur für 16 Stunden oder sogar weniger zu sein.
Ein unbekannter Club, den jeder mal besuchen sollte, ist das Cocoliche in Buenos Aires. Ich habe es dort sehr genossen – vielleicht sogar zu sehr. (lacht) Es ist sehr abtrünnig, sehr dunkel, relativ klein, es hat eine tiefe Decke, keine Spielereien. Alles fokusiert sich auf das Soundsystem und die riesige Booth, wo neben dem DJ noch etliche andere Leute reinpassen. Es ist offen und weitläufig, man wird Teil der Crowd und andersherum. Dort zu spielen und zu tanzen macht riesigen Spaß.
Einen total skurrilen Gig hatte ich in Griechenland in einem schicken Restaurant außerhalb von Athen, das zu einem Nachtclub umfunktioniert wurde. Es war ein riesiger Raum, sehr luxuriös und irgendwann waren da all diese beinah komplett nackten Gogo-Tänzer, Feuerspucker und all sowas. Es war wirklich skurril, aber machte doch unglaublichen Spaß.
Mein Rezept gegen Kater: Nichts trinken! Oder noch mehr trinken, ganz einfach. (lacht)
In meinem Kühlschrank findet man immer Sachen, die schon lange abgelaufen sind.
Ich bereue, dass ich mir nicht mehr Zeit in den Städten nehme, die ich bereise. Ich war erst letztens wieder in Portugal. Zumindest ein Tag am Strand wäre so schön gewesen.
Meine größte Angst: Eines Tages aufzuwachen und keine Musik mehr machen zu wollen. Das wäre ein sehr beängstigender Tag. Ohne die Musik wäre ich verloren.
Mein größter Traum ist, dass ich einen Award für einen großartigen Soundtrack erhalte, den ich komponiert habe. Vielleicht ein Oscar!
Das Album The Feast Of The Broken Heart von Hercules And Love Affair ist bei Moshi Moshi erschienen.