Eigentlich war das Langspieldebüt von Carsten Nicolai und Olaf Benders Projekt Diamond Version schon für vergangenes Jahr angekündigt, aber dann dauerte es doch noch einmal eine Weile, bis nach fünf EPs mit experimentellem Electro-Techno endlich ihr erstes Album vorlag. CI (Corporate Identity) enthält, von drei zuvor veröffentlichten Tracks in überarbeiteten Versionen abgesehen, ausschließlich neues Material, das sich, wie die vorangegangenen Platten, an der Frühgeschichte des Detroit-Techno mit nervös-druckvollen Abstraktionen abarbeitet. Die größte Überraschung auf CI dürften die verschiedenen Gastsänger sein, von denen Raster-Noton-Kollegin Kyota noch die am wenigsten erstaunliche Partnerin ist. Da erscheint die Wahl der experimentellen Singer-Songwriterin und Schriftstellerin Leslie Winer schon ungewöhnlicher, aber auch sie passt sich bestens in die schroffen Frequenzen des Duos ein. „Were You There“ schließlich wird dank des Stimmeinsatzes von Neil Tennant zum konsequent reduzierten Pop-Gospel. Gleichwohl wirkt der Klang von Diamond Version in Nummern wie „Science For A Better Life“, ursprünglich auf „EP 2“, mit seinem brutalen Filterbrummen und den verfremdeten Werbeslogans noch stimmiger – und durchschlagkräftiger. Aber als Vorband von Depeche Mode braucht man einfach so etwas wie einen Hit. Und dass sie jederzeit spröder und kompromissloser klingen könnten, haben Nicolai und Bender in der Vergangenheit ja hinreichend unter Beweis gestellt.
Stream: Diamond Version – Were You There (with Neil Tennant)