Ein alter Ninja ist zurück. Sechs Jahre nach seinem letzten Longplay-Lebenszeichen. Ob sich Andrew Carthy dabei selbst als „Freundliches Bakterium“ begreift, wäre wohl ziemlich weit hergeholt. Vielmehr könnte es sich um Acid und Electro handeln, die netten Tuberkel aus der Kreidezeit der elektronischen Musik, die diese zwölf Tracks durchziehen. Dementsprechend hat sich Mr. Scruff einer Frischzellenkur unterzogen, bei der er sich weitgehend von alten Rezepten verabschiedet. Kaum Jazz, kaum HipHop und kaum noch Samples. Zugunsten einer basslastigen Kompaktheit, die sich wohltuend über die komplette Spielzeit ausbreitet. Kluger Schachzug, wo doch jeder Azubi mittlerweile Swing-Samples auf Housebeat setzen kann. Ein gutes Beispiel dafür bildet Vanessa Freeman: „Come Find Me“ ist ein Song, der Carthys früheren, souligen Parts mit frischem UK-Bass verschwägert. Dass es auch anders gehen kann, beweist „We Are Coming“, das den Electro im Herbaliser-Style innerhalb sechsminütiger Spielzeit in House umwandelt. Mit live gespielten Fender Rhodes. Als kongenialer Partner für diese neuen Aufgaben erweist sich Denis Jones, barttragender Barde aus Manchester, der fast die Hälfte der Songs gesanglich unterstützt. Oder sollte man sagen: an sich reißt? Sehr prägnant in seinem Habitus, besonders hitverdächtig auf der neunen Single „Render Me“. Ein Highlight noch ganz zum Schluss: „Feel Free“ mit der Trompete von Matthew Halsall. Den berühmten Wild-Style-Ganoven-Hosen-Jazz bekommt man halt nie ganz eliminiert.
Stream: Mr. Scruff – Friendly Bacteria (Album Teaser)