Schneckenjazz des Schreckens. Das ist die dunkle, einsame Nische, die sich die ehemalige Metal/Hardcore-Kombo aus Köln vor zwei Jahrzehnten schuf, und aus der sie nicht hervorzukommen gedenkt. Oder etwa doch? Das Hören ihrer Musik dehnt das Raum-Zeit-Kontinuum, wie es selbst der dickste Joint nicht vermag. Und auch ihre stilistische Evolution, für das bloße menschliche Ohr kaum wahrnehmbar, scheint diesen veränderten Naturgesetzen zu folgen. Die unverhoffte Ankunft eines Pianos im Kreise von Bohrens Urutensilien Saxofon, Vibrafon, Mellotron, E-Piano, Synthesizer, Bass und Schlagzeug ist ein einschneidendes Ereignis. Denn sollte die Band bei ihrer Gründung so etwas wie ein Finsternisgelübde abgelegt haben, so ist Piano Nights ein Mückenschritt in Richtung Verrat. Die beklemmende Nonchalance, deretwillen viele Lynch-Fans ihre Musik lieben, weicht hier manchenorts einer kaum verhohlenen Unbetrübtheit. Wen ein bisschen Lebensbejahung nicht stört, findet auf diesem Album eine klanglich bereicherte Fortsetzung von Bohrens hingebungsvoller Erforschung der einzelnen Note und des Raums, der sie umgibt.
Video: Bohren & Der Club Of Gore – Ganz leise kommt die Nacht