Mit gleich zwei Alben eröffnet der norwegische Produzent Per Martinsen, der bereits in den Neunzigern auf R&S und in jüngerer Vergangenheit auf Labels wie Full Pupp oder Smalltown Supersound veröffentlicht hat, die Saison 2014. Beide sind Danceflooralben, Cycls im weiteren, Everything Is Connected im engeren Sinn. Die zehn Tracks des Ersteren sind 2012 als eine Art Adventskalender zum bevorstehenden Weltende laut der Maya-Prophezeiung entstanden. Das Konzeptalbum nimmt den dystopisch-erhabenen Pathos solch eschatologischer Weltuntergangsangebote zwar mit electroiden, gedubbten Sounds aufs Korn und stellt ihnen eine zyklische Idee entgegen, bedient aber doch oft auch die Nachfrage nach Endzeit-Atmo, wobei die Palette der Stimmungen von sakral-getragen bis angriffslustig-lauernd reicht. Zum Einstieg verweist eine Sprachaufnahme, die bei den ersten Atomtests entstanden sein könnte, auf die praktisch-atomare Umsetzbarkeit der Apokalypse. Die suggestive, intime Wirkung des Albums ist durchaus reizvoll, auch wenn die Progressionen in den Stücken manchmal etwas schematisch bleiben. Cycls erscheint zum ersten Jahrestag des angekündigten Weltuntergangs, am 21. Dezember. Es sei denn, die Maya hätten sich um ein Jahr verrechnet: Dann wäre es nicht nur um Cycls, sondern auch um das einen Monat (und zwei Tage – der 23. war das Alternativdatum für das Weltende) später erscheinende Album Everything Is Connected – nomen est omen – geschehen. Und das wäre dann richtig ärgerlich, weil die zehn fokussierten Tracks eindrucksvoll belegen, warum Martinsen seit zwanzig Jahren im Geschäft ist: Mit dem ersten Ton ist sofort ein rauer, direkter und auch leicht raviger Vibe etabliert. Ob „One Canada Square“, „Time/Mind“, „ZuumZuumZuum“ oder „Mønster“ – hier ist jeder Schuss ein Treffer. Neun der zehn Nummern sollen auf drei Vinyls verteilt erscheinen.
Stream: Mental Overdrive – CYCLS (Album Preview)