Herbst – ambivalenteste aller Jahreszeiten: goldener Abglanz des Sommers, aber auch Ankündigung des nahenden Winters, ein Übergang: Zeit der Reife, Ernte, Retrospektive, Erinnerung. Dass ein Label des 21. Jahrhunderts ein derart verstaubt wirkendes Konzept als thematischen Leitfaden für eine Compilation wählt, mag verwundern. Dass sich Touch Of Class mit Indian Summer allerdings komplett und ohne Distanz aufzubauen auf den Kern dieses romantischen Erbes (Vanitas, das Wesen der Vergänglichkeit) einlässt, nötigt Respekt ab. Ebenso mutig die Entscheidung, hier überwiegend Künstlern am Beginn ihrer Laufbahn Raum zu geben: Tanner Ross und Dave Aju gehören da noch zu den bekanntesten Namen. Neben tollen Tracks von Tennis, Kenneth Scott, Signal Flow und Navid Izadi sorgen viele neue Acts wie Machine Forest, Safeword, Jamaica Suk und disCerN dafür, dass Indian Summer für Freunde von Artists wie Wolf + Lamb und Soul Clap ein Füllhorn an Entdeckungen bereithält und die spezielle Stimmung der Jahreszeit mit verhangener Melancholie und reichlich wärmenden Vocals tatsächlich einfängt. Einzige Downside: ein weiteres Release, das, nachdem auch eine CD-Veröffentlichung angekündigt war, nur mehr digital erscheint. Der Compact Disc scheint endgültig die Luft auszugehen: im Spätherbst ihrer Popularität, kein zweiter Frühling in Sicht.
Stream: Various Artists – Indian Summer (Compilation Preview)