Der aus dem südenglischen Bournemouth stammende Produzent und DJ Daniel Avery ist zweifellos ein Senkrechtstarter. Manche würden ihn vielleicht auch als Streber bezeichnen. Was der 28-Jährige bisher angepackt hat, ist ihm mit Bravour gelungen. Zur elektronischen Musik hat Avery eher spät gefunden, sieht man einmal davon ab, dass er in jungen Jahren Fan von Underworld und den Chemical Brothers war. Doch dann waren erst einmal Iggy und die Stooges interessanter, bis er später über das Radio die abseitigeren Gefilde elektronischer Musik entdeckte. LFO und Aphex Twin standen für ihn damals direkt neben Bands wie Spacemen 3 oder My Bloody Valentine. Heute ist Daniel Avery längst fest gesetzt als Resident auf dem großen Floor des Londoner Clubs Fabric. Obendrein hat er seine eigene Radiosendung auf Rinse FM. Und seitdem er im vergangenen Jahr seine erste Platte auf dem Schweizer Label Relish veröffentlicht hat, kennt Avery auch als Produzent nur einen Weg: den, der steil nach oben führt. Andrew Weatherall, den der Engländer seit Jahren verehrte, ist heute ganz offiziell ein Fan und Förderer von ihm, ebenso wie Erol Alkan, auf dessen Label Phantasy Sound nun Averys aufsehenerregendes Debütalbum Drone Logic erscheint.
Der Titel Drone Logic gibt die Richtung vor. Drone-Sounds bestimmen über weite Strecken das Bild eines Albums, das sich gleichermaßen Rock wie Techno und Electro zugehörig fühlt. Dass Daniel Avery ein Faible für Gitarreneffektgeräte und Feedback-Orgien im Sinne von My Bloody Valentine hat, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Es sind auch die Beats, die in jedem Sinne des Wortes rocken. Schon der Auftakt des Albums, „Water Jump“, lässt keinen Zweifel daran, dass der Engländer bei der Produktion des Albums auch den großen Floor im Fabric vor Augen hatte. Und das ist das eigentlich Erstaunliche an Drone Logic: Die Platte funktioniert im Club wie auch zu Hause oder unterwegs, und das obwohl Avery sich zumeist eben nicht für geradeaus marschierende Beats entscheidet. Hört man seine Beats und Basslines, ist da auch viel Dub im Spiel. Und sehr viel Andrew Weatherall. In manchem Moment mag man denken, dass dieses Album die Verwirklichung dessen ist, was Weatherall einst mit seinen Sabres Of Paradise im Sinn hatte. Über beinahe die gesamte Spieldauer weiß Daniel Avery die Spannung zu halten, einzig die deeperen, konventionell-housigeren Stücke fallen auf diesem beeindruckend guten Album etwas ab.
Video: Daniel Avery – All I Need