Reichen 600 Meilen um als Outsider zu gelten? Soweit ist Huerco S. von Chicago und Detroit entfernt, der 22-jährige Brian Leeds bastelt in Kansas City an seiner Interpretation von House und Techno. Obwohl in Zeiten des Internets Entfernung keine so große Rolle mehr spielt, wirkt es bei Leeds als Filter und Kontextbrecher. Beste Beispiele sind Tracks wie „Plucked From The Ground, Towards The Sun“, „Anagramme Of My Love“ oder „Prinzif“ – allesamt poetische Titel mit in den Hintergrund gedrängten Drums, abstrakten Chord-Reigen und überraschenden Momenten. „Ragtime U.S.A. (Warning)“ ist einer der wenigen Tracks mit pumpendem Takt, aber auch hier wird alles von einer Patina aus Rauschen und Vergesslichkeit überzogen. Mit „Canticoy“ kommt ein metallisches Echo aus Detroit nach Kansas City. Ist es vielleicht die Attitüde des ehemaligen Hardcore-Punkers Leeds, die da durch ihre Unbekümmertheit und Rotzigkeit durchschimmert? Außerdem sollten sich Lee Gamble und Brian Leeds mal über ihren Zugang zum musikalischen Erbe ihrer jeweiligen Heimat unterhalten, da gibt es bestimmt signifikante Gemeinsamkeiten. Dieses Album ist alles andere als funktionales Futter für die DJs dieser Welt: Colonial Patterns ist ein Gesamtkunstwerk. Und für mich eines der Alben 2013.
Stream: Huerco S. – Colonial Patterns (Album Preview)