Zur Jahrtausendwende war die Techno-Euphorie der Neunziger zum großen Teil verflogen. Die Szene suchte nach Wegen, neu anzusetzen. Die Clicks-&-Cuts-Producer entwickelten mit den neuen Editierungsmöglichkeiten am Rechner einen vielschichtigen, ultradynamischen Clubsound. Die Minimal-Acts entrümpelten die elektronische Tanzmusik und versuchten herauszufinden, wie viele Elemente ein Track braucht, um zu funktionieren. Marc Leclair aus Montreal verarbeitete beide Ansätze. Als Akufen kombinierte er runtergestimmte House-Grooves mit schauerartigen Collagen aus Klangschnipseln, die von Noise-Splittern zum Frank Sinatra-Sample reichten. Nach einer Reihe erfolgreicher Maxis („Psychometry“, „My Way“) und einem Album fror er das Projekt 2003 ein. Beim Nachfolgeprojekt Horror Inc. löst er das Problem der Beliebigkeit der Samples. Der Name ist Programm: Leclair platziert die Grooves in einem unheimlichen Klangraum. Oft meint man, von den Beats kaum mehr als ein Echo zu hören. Während bei Akufen in jedem Moment alles passieren konnte, gibt es jetzt eine Dramaturgie: Die Tracks beginnen mit dem Nichts eines David Lynchs. Nach und nach verdichtet sich opake, undurchdringliche Elevator Music zu dramatischen Jazz- und Soundtrack-Momenten. Seine ironische Doppelbödigkeit büßt Leclair dabei nicht ein. Die Spannung liegt darin, dass er die emotionale Aussage seiner Samples auf dem Silberteller serviert. Er führt sie zugleich vor und lässt sich von ihnen mitreißen. In diesem Zwischenraum entsteht das einzigartige Horror Inc.-Gefühl.
Stream: Horror Inc. – Briefly Eternal (Album Preview)