Shaking The Habitual heißt der ambitionierte vierte Longplayer des schwedischen Duos The Knife, das sich dieses Mal auf die Fahne geschrieben hat, Gewohnheiten zu durchbrechen. Auf die Musik übertragen heißt das, dass die beiden Geschwister Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer keine Rücksicht auf Hörgewohnheiten nehmen. Shaking The Habitual ist ein zäher, enorm sperriger Brocken mit monumentalen Ausmaßen. Auf knapp hundert Minuten Spielzeit kommen die zwölf Tracks. Im Verlauf des Albums wollen 20 Minuten lang in Drone-Manier im Raum stehende, mit ihrem Flirren das Nervenkostüm aufreibende Geräusche überstanden werden. Herausfordernd ist die Musik von The Knife seit jeher gewesen. Doch Silent Shout, das 2006 erschienene letzte gemeinsame Werk des Geschwisterpaares, setzte noch auf Songwriting und Melodien, so wie auch Karin Dreijer Anderssons großartige Soloplatte als Fever Ray. Auf Shaking The Habitual beherrschen Sounds das Geschehen. Die haben sich ins Konzept einzupassen, flankiert werden sie von einem politischem Sendungsbewusstsein, das zwischen vertonten Genderstudien und einem Gefühl der Wut auf die materielle Ungerechtigkeit der Welt oszilliert. Natürlich beeindruckt Olof Dreijer, der in den vergangenen Jahren mit dem Technoprojekt Oni Ayhun von sich reden machte, hier und da mit seinem radikalen Sounddesign. Doch Shaking The Habitual klingt ein bisschen wie eine Zusammenarbeit der späten Autechre mit der mittelspäten Björk. In anderen Worten: Dieses Album will zu viel, sein missionarischer Eifer nervt.
Stream: The Knife – Shaking The Habitual (Album Preview)