1986 ist Kavinsky als Teenager in seinem Ferrari Testarossa tödlich verunglückt. Seit 2005 macht er als rotäugiger Zombie die Clubs unsicher – mit großraumtauglichem Electro-House. Soweit die Fiktion, die sich Vincent Belorgey, der Producer hinter Kavinsky, für seinen Comic-Character ausgedacht hat. Begonnen hat alles mit einem ausrangierten Rechner von Mr. Oizo, einem langjährigen Freund. Auf einige Maxis folgten Einladungen als Support-Act für Justice, The Rapture und Daft Punk. Nachdem sein Track „Nightcall“ in Nicolas Winding Refns Kinohit Drive zu hören war, ist der Franzose endgültig durchgestartet. Mittlerweile haben seine Clips auf Youtube 30 Millionen Klicks gesammelt. Um es kurz zu machen: Mit OutRun ist die Ed Banger-Szene im Mainstream angekommen, obwohl Kavinsky dort noch nie veröffentlicht hat. Dennoch ist er mit den maßgeblichen Akteuren eng assoziiert. Dieser breitbeinige Pop-Entwurf zwischen Giorgio Moroder, Knight Rider und Miami Vice ist wie gemacht für die Kampagnen der darbenden Automobilindustrie – entsprechend greifen die Konzerne zu: Mercedes Benz setzt auf „RoadGame“, BMW schnappt sich „Odd Look“. Allerdings kann so ein Leben auf der Arpeggio-Überholspur auch schnell eintönig werden. Und dass man eine Musik, die zur Untermalung von Verfolgungsfahrten (stellvertretend: „ProtoVision“) produziert wurde, als Rezensent nur noch als Hochsicherheitsdownload angeboten bekommt und ihre Zweckmäßigkeit somit nicht mal auf dem Fahrrad oder in der S-Bahn verifizieren kann, gehört wohl auch zur Ironie dieser pseudo-protodigitalen Geschichte. Ansonsten: alles Logic.
Video: Kavinsky – ProtoVision