Ultraísta stellen die Rezeptionsforschung vor neue Herausforderungen. Erstaunlich die Unterschiede zwischen Multimedia und bloßem Hören ihrer Werke. Teil I, das simultane Hören und Sehen: Die Gruppe präsentiert sich in den flimmernden Bildern voller Leichtigkeit, Spiellust und Charme. Zu live mit Wunderkerze geschriebenen Worten oder flackernden Farbflecken geben Sängerin Laura Bettinson, Schlagzeuger Joey Waronker und der gerne unsichtbar bleibende Radiohead-Produzent Nigel Godrich ein Bild der Coolness ab. Da macht sich nicht nur ein Four Tet an einen selbst für seine Verhältnisse kickenden Remix von „Smalltalk“ – auch David Lynch geht ran mit seinem berüchtigten Faible für Twang-Gitarre, Unschärfe und Unbewusstem. So kommt es, dass Ultraísta ein angenehm lässiges Bild abgeben. Auf ihrem Album dagegen, Teil II, wirken sie auf Dauer etwas angestrengt: Dann wünscht man sich ein paar Ideen weniger. Ach, müsste Bettinsons Stimme auf „Strange Formula“ im zweiten Teil nicht abermals verfremdet und durch 98 Effekte gejagt werden! Ach, würde sie doch insgesamt etwas weniger künsteln, diese Stimme! Ach, hätten die nach alter Krautmanier programmierten Beats zwischendurch auch mal ein paar Pillen geschluckt oder was geraucht. So fallen sie nämlich ein bisschen brav aus. Ach, ach, ach.
Video: Ultraísta – Bad Insect