Hier ist mal eine kleine Geschichtsstunde fällig: Wishmountain ist ein Alias von Matthew Herbert, der in der zweiten Hälfte der Neunziger zu den Innovatoren elektronischer Musik gehörte. Und zwar auf etlichen Feldern – ohne ihn hätten sich House, Techno und Minimal sicherlich anders entwickelt. Es lohnt sich immens, seine damalige Musik zu studieren, und stößt man dabei auf Wishmountain, glaubt man kaum, welch schräge und gewagte Kunst damals auf Vinyl gespresst wurde. Tesco zeigt nun auch diesen Mut, ist teilweise regelrecht noisig und anstrengend, und passt über den gesammten Albumverlauf in kein Genrefach. Witzigerweise versucht die Plattenfirma verzweifelt zu vermitteln, dass Herbert hier zu einer mehr dancefloor-orientierten Musik zurückkehre, aber da scheint blanke Panik den Stift geführt zu haben. Egal. Natürlich steckt auch hinter Tesco wieder, wie so oft bei Herbert, ein Konzept – dieses Mal bestehen alle Sounds des Albums aus den zehn bestverkauften Artikeln aus einem Tesco-Supermarkt. Aber das spielt, wie so oft bei Herbert, gar keine Rolle, denn die Klänge könnten auch mit jeder Musiksoftware hergestellt oder in Omas Wohnzimmer gesamplet worden sein. Entscheidend ist, was aus den Boxen kommt, und das ist sehr interessant. Wenn auch 2012 nicht mehr so weit vorne wie vor fünfzehn Jahren.
Stream: Wishmountain – Tesco (Previews)