Reif für die Insel? Alles einsteigen bitte! Die Fahrt beginnt mit Zugpfeifen, aber schon bald müssen Schiff oder Flugzeug her, denn das Reiseziel heißt Ibiza. Oder England. Oder beides. Wobei Brendan Gregoryi von der Nachbarinsel Irland stammt. Verwirrt? Ach wo, dem paneuropäischen Easyjetclubber leuchten die Bezüge problemlos ein. Grundton des Albums ist ein lässiger balearischer Swing, der das geistige Auge übers weite Meer oder auf schmelzede Eiswürfel in einem Glas Hierbas blicken lässt. Wie schon seine Labelkollegen Kollektiv Turmstrasse verlässt Gregoriy den Dancefloor mit mindestens einem Fuß Richtung orbitaleskem Downtempo. Dass er das vorzüglich kann, ist spätestens seit der beatlosen Version von „Umbrella“ (2007) bekannt. Stücke wie „Drowning“, das wie ein auf seine atmosphärischsten Fragmente reduzierter Dreampopsong der frühen Neunziger wirkt, das retro-ibizenkische „An Island In Space“ oder auch „Who Bends First“, großartig orchestrierter Spacejazz mit eindrücklichen Hammond- und Syntheinlagen, zeigen Gregoriys Stilsicherheit und die starke Seite des Albums. Dort, wo gesungen wird, schnörkeln sich jedoch Fragezeichen in den Gehörgang. „Trapped In Amber“ steigert sich mit Acidschleifen und Dead Can Dance-mäßigem Ethnosingsang in Trance. „The Chase“ könnte von einer frühen Café del Mar-Compilation stammen, die cheesiness von Stimme und Text geht heute aber eigentlich nur noch mit viel Kräuterschnaps. Doch auch wenn Chymera sich stellenweise in seichte Gewässer begibt, wer liebt nicht den warmen Wind im Haar? Instant-Sommerbrise aus dem Lautsprecher.
Video: Chymera – Death By Misadventure (Album Trailer)