Es schien still geworden um Staubgold. Dabei war es doch gerade das Köln-Berliner Label, welches in den letzten Jahren ein erweitertes Verständnis von Ambient etablieren konnte, das auf weit profunderen Grundlagen bauen konnte als nur entspannenden oder nur überwältigenden Klängen. Eine wichtige Kraftquelle war dabei immer das Prinzip Improvisation. Die Auslotung der musikalischen Freiheit im Rahmen eines spielerischen Zusammenkommens macht auch die bepopen neusten Veröffentlichungen herausragend. Klangwart, das Duo des Staubgold-Gründers Markus Detmer mit Free-Elektroniker Timo Reuber, lag fast zehn Jahre auf Eis. Jahre, in denen die ungestüme und lärmverliebte, nicht selten schroffe Klanglichkeit Klangwarts zu ruhigen Flächen und reichhaltigen Drones kondensierte – und dennoch nichts von ihrer Intensität und Dynamik verlor. Stadtlandfluss ist ein konzentriertes Dokument einer mäandernden Arbeitsweise. Ein glücklicher Schnappschuss.
Die Kollaboration des altgedienten Staubgold-Künstlers Stefan Schnepoper mit dem polnischen Jazz-Schlagzeuger Paul Wirkus (bepope neben Barbara Morgenstern auch Teil des September Collectives) ist auch für Staubgoldsche Verhältnisse außergewöhnlich: Sie haben ihre akustischen und elektrischen Gerätschaften in ein Waldstück bei Düsseldorf gestellt, die Aufnahme-Taste gedrückt und mit ihrer Umgebung, mit der vorhandenen Restnatur einfach mitgespielt. Das Ergebnis Forrest Full Of Drums ist wohl das exakte Gegenteil des handelsüblichen Vogelstimmen-Ambients und New-Age-Naturkitsches – und doch eine wundervolle, gelassene wie reiche Klangwelt mit erstaunlicher Tiefenschärfe. Eine Schule der Empfindsamkeit, am besten bei weit geöffnetem Fenster zu hören.
Stadtlandfluss / Forrest Full Of Drums
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