Nach Matthias Arfmanns Dub-Exkursionen durch Karajans (Spät-)Romantik-Repertoire versucht sich als zweiter „ReComposed“-Remixer für die Deutsche Gramophon nun Jimi Tenor an Kernstücken der klassischen Moderne. Er geht dabei unbekümmerter vor als Arfmann, speist Samples in sein ohnehin sehr flexibles System ein, nutzt Steve Reichs Minimalismen zur Unterfütterung seines Space-Funk-Grooves und präpariert selbst die eher sperrigen seriellen Kompositionen Pierre Boulez’ erfolgreich für die soulige Abfahrt. Erstaunlicherweise scheint der Charakter der Originale trotz Tenors eher pragmatischer Herangehensweise immer noch durch. Gerade Edgar Varèse radikale Percussionwerke befreien Tenors Grooves aus der immer mal wieder drohenden Routine. Der Groove wird fragmentiert und bekommt einen hörspielartigen Charakter. Aber auch aus weniger kanonischen Werken wie Esa-Pekka Salonens „Wing On Wing“ mit seinen außerirdischen Engelschören zaubert der Finne ein Stück flirrenden Astral-Jazz. Die Aufgabe, Stücke aus dem Backkatalog des alterwürdigen Klassik-Labels für die Neuzeit zu frisieren, hat sich für Jimi Tenor als Frischzellenkur erwiesen. „Recomposed“ ist sein inspiriertestes Album seit „Out Of Nowhere“.