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Oleva

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Mika Vainio von Pan Sonic ist einer der Innovatoren der minimalen Elektronik. Er hat eine eigene Richtung hochreduzierter elektronischer Musik entwickelt, in der die einzelnen Sounds in einer bis dahin ungehörten, drastischen Materialität hervortreten. Dieser Umgang mit Klang ist heute so faszinierend wie im Moment seiner ursprünglichen Erfindung Anfang der neunziger Jahre: Oleva erzeugt von der ersten Sekunde an ebenso bei alten Fans wie bei Nachgeborenen einen Schauder. Bei Vainio entsteht bereits aus der Stille mehr Spannung als anderenorts durch die abgefahrensten Synthesizer-Schraubereien. In seiner Musik ist das akustische Nichts immer als Bezugspunkt spürbar. Die Tracks erzeugen ein spezielles Pathos, eine ins Extreme gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber den elektronischen Klängen.
Die intensivste Phase von Vainios ø-Projekt lag zwischen 1992 und 1994, in dieser Zeit sind vier zum Teil erst nachträglich veröffentlichte Alben entstanden. Zum Trademark-Sound von ø gehört ein gespannter, sparsamer 808-Groove, der mit ein oder zwei freistehenden Sounds kombiniert wird. Diese Musik wirkte absolut ungreifbar und trieb einen bestimmten Aspekt des künstlerischen Programms von Techno auf die Spitze, deshalb löste sie große Begeisterung aus und beeinflusste ein breites Spektrum von Produzenten. Vor zwei oder drei Jahren setzte sich die Szene wieder intensiv mit diesen Tracks auseinander. Ein junger Produzent namens Sleeparchive verwendete den Stil ganz unmittelbar als Ausgangspunkt für eigene Produktionen. Die ø-Platten aus der Frühzeit wurden wieder veröffentlicht. Vainio brachte sein erstes unabhängiges ø-Album seit Mitte der neunziger Jahre heraus, Kantamoinen. Das aber enttäuschte die Fans der frühen Produktionen. In den Tracks gab es so gut wie gar keine Grooves mehr, Vainio hatte den cleanen, minimalen Sound hinter sich gelassen, in den flächigen Stücken überlagerte sich oft eine ganze Reihe von Klängen. Ging es früher darum, jede vordergründige, unmittelbar greifbare, emotionale Aussage aus der Musik zu beseitigen, wirkten die Tracks jetzt manchmal trancig und sogar sentimental. Nun erreicht Vainio mit Oleva wieder das Niveau seiner Musik aus den frühen Neunzigern – und wächst sogar in gewisser Hinsicht über diese hinaus. Das Album teilt sich zur Hälfte in Tracks mit Grooves und in beatlose Stücke. Die Elemente, die in den alten Arbeiten unmittelbar mit Techno assoziierbar waren, etwa die Drumsounds der 808, sind aus der Musik verschwunden. Stattdessen setzt Vainio langsame Breakbeats ein, die an Produktionen seines anderen großen Projekts erinnern, an Pan Sonic. Anders als die ø-Tracks der frühen Phase, funktioniert kaum einer der Tracks als Clubmusik. Trotzdem bleibt diese Musik in den Rhythmen und in der looporientierten Arbeitsweise immer spürbar. Vainios Umgang mit den Klängen ist so präzise und intensiv, dass sich auch ohne Tanzen, Schweiß und Zigarettenrauch die Spannung einer tollen Clubnacht entwickelt.

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