Beats, gegossen in Song-Strukturen, bevölkern das dritte Album von Stephen Wilkinson alias Bibio. Die seriellen Arrangements von Folk-Gitarren des Debüts <i>Fi</i> sind nach dem passend betitleten <i>Ambivalence Avenue</i> nun in Gänze einem sonnenbeschienen Glamour gewichen: <i>Mind Bokeh</i> hat im selben Augenblick die Pop Art Experimental Band ebenso wie Flying Lotus im Sinn, wenn es an die West Coast der USA denkt. Stolper-Beats werden in himmlischen Harmonien besungen, Querflöten emuliert, aus Flaschen Polyrhthmen generiert. War <i>Ambivalence Avenue</i> noch Sammelsurium der diversen Lepopenschaften Bibios, so entwickeln die Tracks von <i>Mind Bokeh</i> einen Serotonin-Flow auf Dauer. Durch die Melancholie seiner Zwischenspiele schafft es <i>Mind Bokeh</i>, einen eigenen Raum zu öffnen. Der Begriff bedeutet laut Wilkinson die Region eines Fotos, die nicht mehr im Fokus liegt. Tatsächlich stellt sich dieser Effekt beim Hören von, ach, sich hingeben an Mind Bokeh ein: ultra-angenehmes Dezentrieren.