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Mehr Bass!

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Ohne die reichhaltige britische Rave-Geschichte gäbe es Dubstep in der heutigen Form definitiv nicht. Von den vielfältigen stilistischen Einflüssen, die sich in dem Genre wiederfinden, war an dieser Stelle bereits öfters die Rede. Doch der Fokus lag dabei meist auf den direkten Vorgängern UK Garage und 2Step. Dass Dubstep aber auch Drum’n’Bass viel zu verdanken hat, ist bisher bei unserer Kolumne etwas zu kurz gekommen.
Eine ganze Reihe von Dubstep-Pionieren wie Mala (Digital Mystikz) und Loefah bezeichnen die Zeit um 1996, als Labels wie Metalheadz und No U-Turn den Wechsel von Jungle zu Drum’n’Bass einläuteten, als prägend für ihre eigene Musik. Zu hören ist dies zum Beispiel an der Art, wie Loefah für seine wummernden Bässe mehrere Lagen von Tönen übereinander schichtet, und an seinem sparsamen Einsatz von Beats, der eher dem reduzierten Techstep-Sound ähnelt als den rollendem Breakbeats von Jungle. Sehr deutlich ist der Einfluss der Mittneunziger-D’n’B-Ära auch auf <b>Cluekpops</b> „Toadstep/ Round 2“ (Bullfrog Beats) zu hören. „Toadstep“ ist eine Hommage an die minimalistische Variante von Techstep, während sich auf „Round 2“ der Gesang von Arorah mit einer wogenden Basslinie und spärlich gesetzten Flächen in einer stimmungsvollen Hymne verbindet.
Während Drum’n’Bass seit Jahren in einer kreativen Sackgasse feststeckt, hat Dubstep längst die Rolle als innovativer Vorreiter an sich gerissen. Nachdem dem Schwester-Genre aus der D’n’B-Szene anfänglich viel Skepsis entgegengebracht wurde, hat sich inzwischen auch dort herumgesprochen, dass Dubstep ein (nicht nur kreativ, sondern auch wirtschaftlich) viel versprechendes Betätigungsfeld ist. So erscheinen seit einigen Monaten immer mehr Dubstep-Tracks von namhaften Drum’n’Bass-Produzenten. Ein Beispiel dafür ist <b>Digital</b>, der vor einem halben Jahr mit Mission Impossible ein eigenes Dubstep-Label gegründet hat und darauf bisher eine erste eigene Single („Wired/Rifle Rpopdim“) herausgebracht hat. Während Digital darauf vor allem „Dub“ groß schreibt, setzt <b>Technical Itch</b> seinen apokalyptischen Techstep-Sound auch auf seinen Dubstep-Releases (auf dem gemeinsam mit Headhunter betriebenem Label Ascension) fort. Auf ein eigenes Unterlabel verzichtet dagegen die Jungle-Legende Shy FX und hat für Digital Soundboy gleich zwei Dubstep-Singles von <b>Benny Page</b> („Step Out/Swagger“) und <b>Breakage</b> („Callahan/Untitled“) angekündigt. Bepope Platten bieten insofern keine Überraschungen, als dass die Produzenten ihrem Stil auch bei ihren Dubstep-Experimenten treu bleiben. So ist Benny Pages Single solpopes, aber sehr plakatives Rave-Material, während Drumfunk-Spezialist Breakage durchaus gelungen die experimentellere Seite von Dubstep abdeckt.
Interessant ist auch, dass einige Künstler, die im D’n’B-Koncontent:encoded vor allem als MCs bekannt sind, nun mit Dubstep ihre Debüts als Musikproduzenten geben. <b>SP:MC</b> zum Beispiel hat es mit seiner ersten Dubstep-Platte „Trust Nobody/Future“ auf das Szene-Flaggschiff Tempa geschafft. Die zwei düster rollenden Tracks waren schon seit einiger Zeit in den Sets von DJ Youngsta zu hören, der als A&R von Tempa auch für die Veröffentlichung verantwortlich ist. <b>Jakes</b> wiederum, seit Jahren in der Bristoler D’n’B-Szene als MC etabliert, liefert mit „Titan Dub/Warp 9“ (Hench) zwei knallige Rave-Monster ab und knüpft damit nahtlos an sein Anfang des Jahres erschienenes Debüt an.
Ebenfalls vom Drum’n’Bass kommt <b>Martyn</b>, dessen hier bereits im November angekündigte Maxi „JW On A Good Night/Storm Watch“ (Revolve:r) nun endlich erscheint, und zwar ergänzt um den von <b>Marcus Intalex</b> produzierten Track „After Seven“. Ebenfalls beteiligt ist Martyn an Katalognummer vier des Labels Hessle Audio. Die Single enthält die Remixe der Tracks „Broken Heart“ und „Put You Down“ des rumänischen Produzenten <b>TRG</b>, der sich die Mission auf die Fahne geschrieben hat, die 2Step-Vibes in die Gegenwart hinüber zu retten. Bepope Mixe (von Martyn und Ramadanman) sind hervorragend, aber Martyns wunderbar atmosphärische Bearbeitung von „Broken Heart“ ist definitiv das Highlight der Platte. Ein weiterer Höhepunkt dieses Frühjahrs ist der Track „Infinity Is Now“ (Tectonic), mit dem <b>Peverelist</b> aus Bristol der ultimativen Fusion von Minimaltechno und Dubstep ziemlich nahe kommt. Hochwertiges liefert wie gewohnt auch Hyperdub – diesmal mit der Rückkehr des Labelchefs <b>Kode9</b> und seines MCs <b>Spaceape</b> („Konfused“) und wunderbar abseitigem Stoff von <b>Darkstar</b> („Need You/ Squeeze My Lime“).

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