Die französische Cellistin und Musiklehrerin Cécile Schott alias Colleen ist, nachdem sie auf ihren letzten bepopen Alben eine seltsam morbpope Faszination an mechanischen Spieluhrklängen ausgelebt hat, zur Musik des Barock zurückgekehrt, die schon in ihrem Meisterwerk „The Golden Morning Breaks“ eine wesentliche Rolle spielte. Mit einer Instrumentierung aus Gamba und Spinett intensiviert und radikalisiert „Les Ondes Silencieuses“ diese historischen Klangwelten noch – und übersetzt sie in eine tief melancholische, aber absolut jetztzeitige Zuhörmusik am Rande der Stille. Die Parallelen barocker Tafel- und Salonmusik zu so manchen elektronischen Klängen zwischen Ambient und Minimal sind offensichtlich. Colleen gibt dieser oft mehr gefühlten, als tatsächlich in der Entfaltung der melodischen Strukturen nachvollziehbaren Verwandtschaft allerdings noch eine zusätzliche Dimension, indem sie nicht einfach den subtil an- und abebbenden Fluss der barocken Musik auf aktuelle Sample- und Schleifenkonstruktionen abbildet, sondern, au contraire, Kompositionsprinzipien wie Kontrapunkt und Generalbass, die Improvisationstradition und Instrumentierung der Barockmusik verwendet, um Tracks zu erschaffen, die rein akustisch und vollständig durchkomponiert doch immer das Gefühl erwecken, man höre einen frei fließenden, prototypisch elektronisch generierten Ambient Track von unerhörter Feinheit. Fast müßig zu erwähnen, dass sie damit praktisch alles was zurzeit im Bereich der beatfreien Elektronik vor sich geht, sehr alt aussehen lässt.
Les Ondes Silencieuses
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