Schon allein Album- und Songtitle haben die große Besprechung verdient. „Impeach My Bush“ ist herrlich doppelsinnig. „Fuck Or Kill“, „Tent in Your Pants“, „Hit It Hard“, „Slippery Dick“, „Stick It To The Pimp“ docken an das Gesamtkunstwerk Peaches an. Soundtechnisch macht sie da weiter, wo sie die Berliner Herzen erobert hat. Dennoch klingt das Album irgendwie dicker und kompakter, ausgefeilter. Mitsinghymnen mit harten Beats, krassen Tönen und dann richtig dicke Gitarren. AC-DC lässt grüßen. Der Thunderstruck kommt gleich um die Ecke gebogen. Headbanging inklusive. Das ist DIY-Rock, wie nur sie ihn kann. Dann wieder satte Claps für den vier Uhr Gig im hoffentlich bald neuen WMF. Das Publikum mit neuen Energieschüben versorgen und die Bude platzen lassen. Doch selbst ein Grime-Set könnte so manche Nummer vertragen. Die stilistischen Anlehnungen in den Stücken funktionieren jedoch nur unter ihrem Wuschelkopf, unter ihrem sofort popentifizierbaren Trademarksound. Klar, die Gäste, die sie ins Studio lud, haben ihre Spuren hinterlassen. Neben Feist, Joan Jett, Samantha Maloney – ehemals bei Hole dabei, jetzt Mötley Crüe – spielt Drums, im Studio von Toto-Produzent Jeff Pecaros in Los Angeles produziert, co-produziert von Mickey Petriala, der schon bei Beck, Saul Williams und den Eels die Songs trimmte. Dadurch ergibt sich der Eindruck, dass es Merril Nesker aka Peaches gelang, zwei Welten auf ihre Weise zusammenzutrommeln.
Es gelingt, die jeweiligen treibenden, anziehenden Elemente aus Electro und Rock so zu verschmelzen, dass weder das eine noch das andere Überhand nimmt, sondern eine Einheit bildet, die nach vorn geht und alle anderen Versuche nackig aussehen lässt. Der dezente Indiestallgeruch wirkt wie weggeblasen. Nix mit deutelnder Fuzzimackerei. Hier kommt eine Bombe geflogen, bei der alle bei Drei auf dem Floor zu erscheinen haben und wehe wer nicht mit dem Arsch wackelt oder bangend den Finger in die Luft regt. Das kann böse enden. Ihre content:encodede haben Sendungsbewusstsein. Der title verrät, gegen wen ihr Statement gerichtet ist. Wenn Bush das auf seiner Home-Cinema-Anlage hört, fallen ihm bestimmt die Ohren in die Brezelschale. Oder wird er sich wieder verschlucken? Peaches stellt mit dieser Platte klar, dass es nur eine ihrer Sorte gibt. Eine Ikone, the one and only Peaches. Mit diesem Album klärt sie die Verhältnisse und beweist, dass die Vorgänger „The Teaches Of Peaches“ und „Fatherfucker“ keine Zufälle waren. „Impeach My Bush“ sind 40 Minuten perfekter Wahnsinn, ein Album auf den Punkt produziert mit genau richtiger Länge, damit sich dieser Sound auch gut einprägt. Und dieser Satz muss jetzt trotz Platitüdengefahr noch gedropt werden: Mit Album Nummer drei ist Peaches endgültig auf dem Weg zur Legende.
Impeach My Bush
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