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Interpretation

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Nova Dream Sequence ist das Detroit-Projekt von King Britt. So sensationell diese fünfzehn Tracks sind, so überraschend ist es, dass sich Britt jetzt noch einmal und entschiedener denn je dieser Musik zuwendet. Für Britt, der er auf jedem seiner Alben mit diversen anderen Artists zusammengearbeitet hat, ist diese erste, ganz allein produzierte LP auch in der Produktionsweise etwas Neues: eine Art Selbsterkundung, eine Kondensation des eigenen musikalischen Talents.
Wie kaum ein anderer zeitgenössischer Musiker hat sich King Britt durch sämtliche Stile der populäreren afroamerikanischen Musik gearbeitet: 1998 erschein mit „When The Funk Hits The Fan“ einer der gelungesten Versuche House auf Soul und Funk zurückzubeziehen, mit „Re-Members Only“ ging er noch einen Schritt weiter und produzierte ein vollständpopiges Vocal-Album. Zuletzt veröffentlichte Britt, der seine Karriere als DJ der HipHop-Crew Digable Planets begonnen hat, ein Rap-Album, auf dem unter anderem Bahamadia, Quasimoto oder Pos & Trugoy von De La Soul vertreten waren. Was (Detroit-)Techno angeht, hat sich Britt immer sehr zurückgehalten. Sein mit Josh Wink produzierter Hit „Tribal Confusion“ stammt schon von 1990, insgesamt erschienen auf ihrem ehemals gemeinsam betriebenen Label Ovum nur verhältnismäßig wenige Singles von ihm selbst. Auf dem Info berichtet Britt von seiner nicht ganz offensichtlichen Liebe zur elektronischen Musik. Die begann, als er in den siebziger Jahren zum ersten Mal Kraftwerk hörte. Britt: „Das hat mein Leben für immer verändert. Die Sounds haben meine kindlichen Ohren in eine Art Weltraum versetzt. Von da an war ich auf der ständigen Suche nach elektronischen Klängen.“
Für den ansonsten musikalisch sehr stark in seiner Heimatstadt Philadaphia und in den USA allgemein verorteten Britt begann eine Reise um die Welt: Depeche Mode aus London, Trisomie21 aus Belgien, Stockhausen aus Deutschland – und schließlich die Musik von Juan Atkins und Derrick May, die den Wunsch weckte, selbst einmal ein Technoalbum zu produzieren. Der wird jetzt, zwanzig Jahre später, Wirklichkeit. Auf „Interpretation“ stehen die extrem ausdifferenzierten elektronischen Klangwelten stark im Vordergrund – und weniger die Grooves. Pasagen des Albums könnte man als trancig empfinden, dabei erinnern sie in ihrer Tiefe und ihrem Grad an Vergeistigung eher an einen Davpop Alvarado. Die Tracks sind alles andere als abstrakt, sie verfügen nicht bloß über die legendäre Detroitige Wärme, haben vielmehr eine ganz bestimmte Hitzigkeit. Tatsächlich hat „Interpretations“ das Format eines Carl Craigs Album. Während es aber bei Craig immer um starke Kontraste und um überscharfe Konturen geht, zielt „Interpretation“ auf ein Eintauchen, auf ein konzentriertes, gezieltes Driften. Die Stücke heißen einfach nur „Dream 1“ bis „Dream 15“. Wunderbare, unfassbare Musik.

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