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Freistil

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Auch wenn die Erkenntnis, dass auf der britischen Insel nur mit dem gleichen Wasser gekocht wird wie hier, so manchen Hype, der dort in kleinsten Gemeinschaften hochgezüchtet wird, verblassen ließ, kann ein Wochenend-Trip nach London immer noch erfrischend sein. Vor allem, wenn an jenem Wochenende dann Gilles Peterson seine Worldwpope Awards im Cargo präsentiert. Die Mutter aller progressiven Radiostationen, BBC Radio 1, macht’s möglich, und so sind alle Besucher bestens musikalisch interessiert und fokussiert auf wichtige neuste und ältere musikalische Tendenzen. Ganz im Sinne dieser Kolumne präsentierte Peterson die wohl am besten mit „leftfield“ zu bezeichnende Spannbreite der Szene. Überraschender Höhepunkt des Abends: Dorian Concepts Version eines Laptopsets mit Einbeziehung eines wahnsinnig bedienten Keyboards. Man ist fast geneigt zu sagen, dass man die Zukunft des elektronischen Live-Acts gesehen habe. Der sehr junge und doch vor Selbstbewusstsein auf der Bühne nur so strotzende Wiener ließ die Beats heftig in den Raum rauschen, auch mal aus dem Ruder laufen, um dann mit Hilfe seiner zahlreichen Effekte immer wieder einen Groove in das Soundgewitter zu bekommen. Zu hören gibt es das unter anderem auf Affine Records, wo das Clubmonster „Vertical Output“ erschienen ist, sowie auf dem Amsterdamer Label Kindred Spirits, welches das Mini-Album When Planets Explode veröffentlicht. Unbedingt live ansehen!
Kurz zu Jazzanova, die weit ab vom clever eingefädelten, aber dann doch für Normalsterbliche unüberschaubaren Remixwettbewerb für ihren Albumtrack „I Can See“ auf dem Musikportal Soundcloud.com, erstens schon eine Remix-Maxisingle des titles mit Neuinterpretationen von Holy Ghost und Mark E veröffentlichten und sich zweitens mit viel Mühe auf die Live-Umsetzung ihrer Musik konzentrierten. Ihr Auftritt in London zeigte definitiv das Potenzial, an dem sicherlich noch etwas gefeilt wird bis zur anstehenden Welttournee im Sommer.
Ihren Sound verfeinern konnten Little Dragon aus Schweden, deren Vorab-Single „Fortune“ viel Vorfreude auf das im Juni erscheinende zweite Album auf Peacefrog aufkommen lässt. Das Label sollte nur mal den Arsch hochbekommen und endlich die zahlreichen guten Remixes des Debüts veröffentlichen. Seltsame Labelpolitik, aber scheinbar konzentriert man sich seit José Gonzales mehr und mehr auf große Namen und vergisst, wo man herkommt. Ein weiterer Höhepunkt des noch jungen Jahres ist das neue Album Pot Of Gold von Alice Russell. Zunächst nur via iTunes und nun auf dem eigenen Label Little Poppet erhältlich, zeigt sich hier erneut, dass die Frau eine Ausnahmeerscheinung der vergangenen Jahre ist, wenn es um Soul mit einem bisher selten dagewesenen Bluestouch geht. Mit Sicherheit Musik, die hier sonst kein Forum bekommt, aber man sollte bedenken, dass man Alice Russell durchaus mit Aretha Franklin, Janis Joplin oder Roberta Flack vergleichen kann und ihr nur das letzte Quäntchen Starallüren fehlt, um alle Amy Winehouses vom Glamourthron zu stoßen.
Zurück im Club finden sich nach dem tollen 2008 viele klasse Tunes, die in die gemischte Box gehören. Zum einen wäre da im Downtempo-Bereich mit Jazzeinschlag das Label Futuristica, und zwar besonders ein Produzent namens Emanative sowie Remixer wie Mr. Beatnick und Marc Rapson, außerdem Kira Neris mit einer neuen Platte auf Faces Records, dann Beatscience mit den Franzosen 1000Names auf dem Eklektik-Label und Mockys großartiges neues Album Saskamodie bei Crammed Discs. Live spielen die Heliocentrics im Rahmen der Inspiration Information-Serie mit Mulatu Astatke und sorgen für ein Schwergewicht in der Box, wenn es um Ethnojazz und funkige Afrobeats geht. In der Uptempo-Sektion gibt es neben sehr guten Edits von Floating Point – Real To Reels Klassiker „Love Me Like This“ – außerdem Aeroplanes süße, fast schon poppige Bearbeitung von Au Revoir Simomes „Paris“ und Hot Coins Remix für den Larry-Levan-Klassiker „Stand On The Word“. Hände in die Luft, und wir freuen uns jetzt schon auf die ersten Openair-Partys der Saison.

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