„Expectation“ erinnert in vielerlei Hinsicht an eine dieser Bedroom-Recording-Lo-Fi-Platten, wie sie Mitte der Neunziger zuhauf in Amerika entstanden sind, und die heute klingen wie direkte Vorläufer der Neo-Folk-Welle. Repetitive Gitarrenfiguren, hingehauchter Gesang und Songs so simpel wie Kinderlieder. Wo die Neunziger-Aufnahmen allerdings ihre besondere Qualität dadurch erhielten, dass ihre verrauschten Tape-Aufnahmen das Gefühl vermittelten, mit ihrem Schöpfer im Zimmer zu sitzen, ist „Expectation“ sehr klar aufgenommen. Dass Matt Harding es dennoch schafft, diese charmante Aura des selbstgemacht Verschrobenen zu erzeugen, ist Zeugnis seiner Produktionsfähigkeiten. Die Elektronik auf diesem Album dient selten als Rhythmusgeber – das besorgt weitgehend die akustische Gitarre – sondern erzeugt die Illusion des Privaten. Die greifbare Räumlichkeit der Tape-Aufnahme geht in der Klarheit des digitalen Aufnahmeverfahrens verloren. Wir wissen, dass die Bedroom-Elektroniker ihre Stücke auf ihrem Laptop im Schlafzimmer zusammenbasteln, vom Schlafzimmer selber hören wir nichts. Matt Harding gelingt es allerdings, mit geschickten Laptop-Verfremdungen die Illusion zu erzeugen, den beengten, privaten Raum wieder zu hören. Und gibt seinen schönen, schlichten Songs damit eine ganz besondere, eindringliche Note.