Dieses Mädchen macht weiter. Wobei die Beschreibung „Mädchen“ eine Hilfskonstruktion ist, so ungefähr gedacht als Summe aus Bubblegum-Teeniegirl, französischem Yeh Yeh der Sixties, der bösen Frau aus dem Denver Clan und Ellen Allien. Große Namen, erdrückende Referenzen, doch wirklich: All das Spielen mit Pop von Annie zu Anniemal oder DJ Kicks-Zeiten wirkt nun wie halbgares Azubi-Geplänkel. Die ehemalige Bergenerin, Ex-Londonerin und zurzeit Berlinerin will es wirklich wissen. Ihr Dancepop ist auf Radio produziert und klingt groß. So, wie die Pet Shop Boys groß klingen vielleicht. Annie kann es sich leisten: Sie hat the brain und the looks, und sie kann die Geste immer auch als Geste mitsingen, spielen, produzieren. Alles wirkt im besten Sinne total gewollt. Gemeinsam mit Leuten wie Datarock und Richard X holt Annie die plastilinen Beats, wie sie in MP3-Blogs wie etwa Fluokpops oder Berlin Battery so geliebt werden, und überführt sie in die Profanität von Youtube, UKW-Radio und Print-Magazinen. Lange nicht mehr hat derart durchmedialisierte Musik so super geklungen, das letzte Mal vielleicht bei „Can’t Get You Out Of My Head“ von Kylie Minogue.