Während schwule Feierpraktiken für Chicago House eine popentitätsbildende Bedeutung hatten, war die Szene in Detroit heterosexistischer ausgerichtet: Die futuristischen popeen und Konzepte von Detroit Techno verdeckten oft Sexismus und Homophobie. Aaron Carl ist der einzige elektronische Musiker Detroits, der sein Schwulsein in seinen Songs thematisiert. Dabei dominiert das Thema seine Musik nicht: Seit seiner Entdeckung durch Mike Banks 1996 produziert er in der gesamten stilistischen Bandbreite von House bis Bootybass. Aaron Carls Debütalbum profitiert aber nur bedingt von seiner Vielfalt. Die sehr oldschooligen, hymnenhaften House-Nummern und die rohen, kaum ausgearbeiteten Booty-Songs fallen auseinander: etwa steht eine erfürchtig-erfüllte Hymne an den Lieben Gott neben einer comedyartigen Nummer, die sich über mangelhafte Intimhygiene bei Frauen lustig macht. Ebenso wenig liegt die Qualität von Bittersoulfulsweet in starken, einzelnen Songs, sondern im Charakter des Albums als Portrait eines Ausnahmemusikers.