Ist Annie die Lio der 00er? Unser trojanisches Pferd für die Charts? Jedenfalls gab es lange keine discofizierte Upbeat-Pop-Platte mehr, die so durchgehend zufriedenstellt. Und nicht nur der Umstand, dass die Norwegerin Annie so viel ungetrübt mädchenhaften Charme verströmt, lässt an Lio denken. Da ist auch noch die Anbindung an den – nun ja – Underground. Annies Elli et Jacno (Stinky Toys) sind Richard X, Timo Kaukolampi (Op:l Bastards) und Röyksopp. Und sie haben Annie einen chartstauglichen und trotz aller 80er-Anleihen (frühe Madonna, August Darnells Produktionen für Cristina) modernen Disco-Beat maßgeschnepopert auf dem sich ihre süßen, fröhlichen Songs mit dem ganz dezent melancholischen Unterstrom ausbreiten können wie auf einem großen, gut federnden Bett. „Anniemal“ ist endlich wieder ganz emphatisch POP – ohne Hintertüren und ironische Distanz. Pop der den vergänglichen Augenblick zelebriert ohne den fauligen Gestank der Celebrity-Kultur zu verbreiten. Das leicht melancholische an Annies Songs ist aus der Vergänglichkeit der schönen Momente geboren, die sie feiern; der überwältigende Optimismus aus der Gewissheit, dass der nächste schöne Moment bestimmt kommt.