Pier Bucci erregte besonders durch seine gemeinsamen Produktionen mit Luciano aufsehen. Nachdem er 2006 Crosstown Rebels verließ, wurde es still um ihn. Jetzt veröffentlicht er auf seinem eigenen Label Maruca. <i>Amigo</i> knüpft unmittelbar an den futuristischen, filigranen Housesound seiner früheren Produktionen an. Natürlich entspricht dieser Stil heute weniger dem Zeitgeist als vor fünf Jahren. Die Sounds sind so schwerelos und dünn, dass sie kaum zu den aktuellen minimalen Housenummern mit ihren packenden Basslines und den aufputschenden, mitreißenden Grooves passen. Bucci sträubt sich gegen die Funktionalisierung dieses Stils: Er charakterisiert diese Musik als einen avantgardistischen Sound, bei dem es eher auf eine bestimmte Entrücktheit ankommt. Er verweigert sich dem Geschehen auf der Tanzfläche immer auch ein Stück weit. Ebenso wenig gehen die Splitter lateinamerikanischer Musik im Partygeschehen auf. Vielmehr ist in dieser Musik ein distanziertes, konzeptuelles Moment spürbar: Manchmal klingen die Sounds künstlich und sakral, manchmal werden sie ironisiert. Kraftwerk fungieren hier eher als Mentoren denn Kerri Chandler.