Da sind sie wieder, die Pforten der Wahrnehmung. In einer recht angenehmen Tendenz besinnen sich in letzter Zeit wieder mehr Künstler auf die helle Seite des Mondes: das überbelichtete Andere von Techno, das jenseits schnöder und schnell zu durchschauender Rhythmusparadigmen unterhalb des Beatgerüsts als unterschwelliger Fluss durchscheint. So hat auch Jesse Somfay die Bassdrum weitestgehend zuhause gelassen, um sich bei seinem zweiten Album nun ganz und gar auf sphärisch gestapelte Bewusstseinsebenen zu konzentrieren, denen er mit hörbarer Freude an Lärm- und Verzerrungseffekten die nötige Patina verpasst. Ambient ist zurück, nur roher, dreckiger und weit entfernt von jeglicher Fahrstuhl-Ästhetik. In diesem Sinne überschreitet auch die Doppel-CD A Catch In The Voice – trotz der unüberhörbaren Nähe zu Krautrock und Ambient – die gängigen Klassifizierungen. Dabei liegt durchgehend ein engmaschiger Schleier über der Mannigfaltigkeit kruder Soundpartikel, die da psychedelisch vom Band eiern und in ihrer dicht rauschenden Schichtung beweisen, dass hier einer sein kleines Einmaleins shoegazerischer Überladungstechnik aus dem Effeff beherrscht. Man ahnt, dass sich das irgendwo zwischen Nathan Fake und den Fuck Buttons positionieren muss, doch das Plätzchen, das Somfay sich gesucht hat, ist fast zu sauber, um mit der punkigen Drone-Intensität der Genannten mithalten zu können. Während jene nämlich nicht aufhören wollen, mit offenen Augen in die Sonne zu starren, wendet dieser den Blick ab und genießt die Wärme. Trotzdem oder gerade deshalb ein schönes Album.